Finanzen

Österreich will bei der EU für den Erhalt von Bargeld kämpfen

Lesezeit: 1 min
25.05.2017 01:18
Österreich will bei der EU für den Erhalt von Bargeld kämpfen.
Österreich will bei der EU für den Erhalt von Bargeld kämpfen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die österreichische Regierung hat die Möglichkeit einer Verankerung der Bargeldnutzung in der Verfassung des Landes zurückgewiesen. Diese sei nicht möglich, weil der Europäischen Union die ausschließliche Zuständigkeit für die Währungspolitik zukommt, berichtet die Tiroler Tageszeitung unter Bezugnahme auf eine Anfragebeantwortung des Finanzministeriums. „Praktisch würde eine nationale (Verfassungs-)Bestimmung zum Schutz des Bargelds jedoch im Falle einer entsprechenden EU-Rechtsänderung ohnehin ins Leere laufen, weil sie dann vom Unionsrecht überlagert und ausgehebelt würde“, zitiert die Tiroler Tageszeitung aus dem Schreiben von Finanzminister Hans Jörg Schelling. „Aus verfassungsrechtlicher Sicht ist die Zulässigkeit eines national verankerten Schutzes des Bargelds kompetenzrechtlich äußerst fraglich“, schreibt Schelling.

Die FPÖ Tirol hatte zuvor eine Initiative gestartet, um das Recht zur Nutzung von Münzen und Scheinen in der Verfassung des Landes festzuschreiben.

Ein Sprecher des österreichischen Finanzministeriums sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, dass die Bundesregierung für den Erhalt von Bargeld kämpfen möchte:

„Die FPÖ bzw. Tiroler Tageszeitung bezieht sich auf eine parlamentarische Anfragebeantwortung. (…) Wir haben darin darauf verwiesen, dass das für uns kein Thema ist und fachlich zur Untermauerung auch die geltende Rechtslage angeführt. Auch Nationalbank-Gouverneur Nowotny hat mehrfach betont, dass eine generelle Abschaffung von Bargeld derzeit kein Thema ist.

Generell: Das Thema kommt in Wellen wieder – von Beginn an und auch jetzt haben wir schon mehrfach betont, dass es auch weiterhin keinerlei Bestrebungen des Finanzministeriums gibt, Bargeld abzuschaffen.

Eines der Hauptargumente ist stets die Betrugsbekämpfung. In diesem Bereich hat Österreich jedoch bereits eine Reihe von Maßnahmen gesetzt. Wir sind – auch europaweit – Vorreiter im Kampf gegen Steuerbetrug (Kontenregister, automatischer Info-Austausch, Bargeldobergrenzen, Barauszahlungsverbot am Bau, Konteneinschaugesetz etc.). Ein generelles Bargeldverbot wäre kein effektiver Beitrag zur Betrugsbekämpfung, daher macht es auch aus diesem Grund keinen Sinn, dieses abzuschaffen.

Fazit: Wir sind für den Erhalt von Bargeld. Wir setzen uns auf EU-Ebene auch aktiv dafür ein, dass das Bargeld erhalten bleibt.“

Die Vorstöße, welche auf eine Einschränkung oder Abschaffung des Bargeld-Gebrauchs abzielen, haben sich in den vergangenen Jahren gehäuft. Meist werden diese mit dem Kampf gegen Schwarzarbeit, Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung begründet. Dies erscheint zwar plausibel. Wahrscheinlich ist aber, dass die Forderungen nach einer Digitalisierung des Geldes weit weniger altruistische Gründe haben. In diesem Zusammenhang ist es bemerkenswert, dass Bargeld die einzige Möglichkeit der Bürger darstellt, ihre Ersparnisse vor dem Zugriff der Staaten und Banken und etwaiger Sonderabgaben oder Vermögenssteuern zu schützen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...