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Bei der Parlamentswahl in Albanien zeichnete sich am Sonntag ein Wahlsieg der regierenden Sozialisten ab. Ersten Hochrechnungen zufolge kommt die Partei von Ministerpräsident Edi Rama möglicherweise auf eine absolute Mehrheit von 71 der 140 Sitze – allerdings gelten die Prognosen als wenig zuverlässig. An zweiter Stelle folgt die oppositionelle Demokratische Partei vor Ramas bisherigem Koalitionspartner, der Sozialistischen Bewegung für Integration.
Wegen niedriger Wahlbeteiligung schlossen die Wahllokale eine Stunde später als geplant erst um 20.00 Uhr. Dennoch lag sie nur bei 45 Prozent und erreichte damit einen neuen Tiefstand. 2013 betrug die Beteiligung knapp 54 Prozent.
Nachdem vorangegangene Wahlen in Albanien immer wieder von Gewalt und Betrugsvorwürfen überschattet waren, verlief der Urnengang diesmal ohne größere Zwischenfälle. Rund 3000 Wahlbeobachter waren im Einsatz, darunter mehr als 300 Ausländer.
Der Ausgang der Wahl dürfte auch ein wichtiges Signal für Brüssel sein: Tirana ist seit 2014 offizieller EU-Beitrittskandidat und hofft auf einen Beginn der Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr. Laut Rama wollten Sozialisten und Demokraten gemeinsam nach der Wahl den Beginn der Verhandlungen beantragen.
In ihrem jüngsten Bericht zu Albanien kritisierte die EU allerdings das weiterhin langsame und ineffektive Justizsystem sowie weitverbreitete Korruption. Auch der Drogenhandel in dem südosteuropäischen Land ist ein Problem.
Albanien gehört zu den ärmsten Staaten Europas. Das durchschnittliche Monatseinkommen liegt bei nur 340 Euro. Viele junge Albaner gehen angesichts von Arbeits- und Perspektivlosigkeit ins Ausland. Mittlerweile leben dort 1,2 Millionen Albaner. 2,9 Millionen Einwohner blieben in Albanien. Ein Drittel der Jugend im erwerbsfähigen Alter ist arbeitslos.
Beherrschendes Thema des Wahlkampfs war die schlechte Wirtschaftslage. Die Enttäuschung vieler Albaner mit dem mangelnden Wachstum dürfte nach Auffassung vieler Beobachter ein Grund für die niedrige Wahlbeteiligung sein – zumal sich die Wirtschaftsprogramme beider großen Parteien kaum unterschieden.