Finanzen

BP sieht schwere Jahre für die Öl-Industrie

Lesezeit: 2 min
13.07.2017 00:49
Der Chef des britischen Ölkonzerns BP geht nicht davon aus, dass die Ölpreise auf absehbare Zeit wieder steigen werden.
BP sieht schwere Jahre für die Öl-Industrie

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Chef des Ölkonzerns BP sieht „keine schnelle Lösung“ für die großen Herausforderungen, vor denen die Ölindustrie derzeit steht, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Die Ölkonzerne hätten damit zu kämpfen, dass ein großes Angebot den Ölpreis drücke, sagte der BP-Chef Bob Dudley am Mittwoch auf dem Welt-Erdöl-Kongress in Istanbul. Zudem gebe es wegen des Klimawandels aus der Politik zunehmend Druck, den Ölverbrauch zu senken.

„Dies sind zwei riesige Herausforderungen. Es gibt keine schnellen Lösungen“, sagte Dudley. Es sei „eine Tatsache“, dass es seit der Ausweitung der Förderung von Schiefergas in den USA heute ein überreiches Angebot an Erdöl gebe. Entsprechend ist der Ölpreis in den vergangenen Jahren auf rund 45 Dollar pro Barrel gefallen. Die Ölindustrie rechnet nicht mit einem baldigen Wiederanstieg.

„Wir haben in den bekannten Reserven Öl und Gas für ein halbes Jahrhundert“, sagte Dudley. Zudem gebe es in Argentinien, Algerien und China noch große unerschlossene Schiefergasreserven.

Zum niedrigen Ölpreis komme der Druck hinzu, die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren, sagte Dudley. Daher müssten die Ölkonzerne ihr Geschäft „fit für eine kohlendioxidarme Welt machen“.

Der BP-Chef warnte davor, auf alte Lösungen zurückzugreifen. „Dies sind neue Fragen, die neue Antworten erfordern“, sagte er. Die Senkung der Emissionen könne nicht allein durch die Hinwendung zu erneuerbaren Energien gelingen, warnte Dudley. Er versicherte im Übrigen, sein Konzern habe „viele Lehren“ aus der Deepwater-Horizon-Katastrophe 2010 gelernt, als riesige Mengen Öl den Golf von Mexiko verseucht hatten.

Wie aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Opec hervorgeht, erwartet das Ölkartell, dass seine Förderung sowohl im laufenden als auch im kommenden Jahr über der Nachfrage liegen und dadurch Druck auf die Notierungen ausüben wird. Im ersten Halbjahr 2017 habe die Fördermenge bereits die Nachfrage übertroffen – die Gesamtförderung der Opec-Staaten von 32,6 Millionen Barrel Öl (159 Liter) pro Tag im Juni lag beispielsweise deutlich über jener durchschnittlichen Nachfrage von 32,2 Millionen Barrel täglich, die 2018 gebraucht würden. Die seit Anfang des Jahres gültige Förderkürzung sei nicht ausreichend, weil das Angebot der Opec im ersten Halbjahr jeden Tag rund 700.000 Barrel über dem Verbrauch gelegen habe, heißt es in dem Bericht.

Die Ergebnisse des Berichts könnten ein Grund dafür sein, dass Saudi-Arabien, der weltgrößte Förderer von Rohöl, angeblich eine Reduzierung der Fördermenge in die Wege geleitet hat. Das Land wird im August einem Insider zufolge so wenig Öl exportieren wie noch nie in diesem Jahr, berichtet Reuters.

Um dem erhöhten Bedarf im Sommer im Land selber nachzukommen, würden die Ausfuhren entsprechend um mehr als 600.000 Barrel pro Tag gekappt, sagte die Person, die mit der Ölpolitik des Landes vertraut ist, am Mittwoch. „Es gibt eine große Nachfrage nach unserem Öl, aber wir halten uns an unsere Verpflichtungen innerhalb der Opec.“ Saudi-Arabien arbeite eng mit anderen Ölproduzenten zusammen, um den Markt zu stabilisieren und sicherzustellen, dass die vereinbarten Produktionskürzungen eingehalten werden, sagte der Insider zudem.

In den vergangenen Monaten hatte ein Überangebot auf dem Weltmarkt wiederholt auf die Preise gedrückt. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und andere Ölförderländer einigten sich deshalb auf eine Verlängerung der Förderkürzungen bis März 2018. Diese scheinen jedoch ihren Zweck zu verfehlen, weil das Angebot aus den USA stetig wächst. Sollte Saudi-Arabien seine Förderung dauerhaft reduzieren, droht der Verlust von Marktanteilen und eine Verschärfung der Schieflage im Staatshaushalt als Folge der gesunkenen Einnahmen aus dem Ölgeschäft.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...