Knapp ein Drittel der deutschen Firmen findet keine geeigneten Bewerber für seine Lehrstellen. „Heute können doppelt so viele Betriebe ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen wie vor zehn Jahren“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, am Dienstag zu einer Umfrage unter knapp 11.000 Unternehmen, wie Reuters berichtet. „Uns geht der Nachwuchs aus.“ Die Quote liegt aktuell bei etwa 31 Prozent – im Vergleich zu 12 Prozent zehn Jahre zuvor.
Am schwierigsten ist die Lage im Gastgewerbe, wo 58 Prozent der Betriebe Lehrstellen nicht besetzen konnten. Besonders stark zugenommen hat der Azubi-Mangel im Baugewerbe mit 42 Prozent (2015: 30 Prozent).
Insgesamt bekomme jeder vierte Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsstellen überhaupt keine Bewerbung. Der Fachkräftemangel sei bereits für jede zweite Firma ein Geschäftsrisiko. Deshalb bemühen sich immer mehr Unternehmen um Studienabbrecher (42 Prozent), lernschwächere Jugendliche (80 Prozent) und Flüchtlinge (sieben Prozent).
Wie der DIHK weiter mitteilte, befinden sich derzeit knapp 15.000 junge Flüchtlinge in einer IHK-Ausbildung. Knackpunkt für den Einstieg seien gute Deutsch-Kenntnisse. Sprachprobleme bereiteten manchen Flüchtlingen aber in der Berufsschule Schwierigkeiten. „Gerade das führt dann oft zum Abbruch der Ausbildung“, so Schweitzer. Der DIHK fordert mehr Unterstützung von der Politik. Bereits an den allgemeinen Schulen müsse die Berufsorientierung verbessert werden. Zudem sollten Berufsschulen und Lehrer fitgemacht werden für die Digitalisierung.
Nach dem Anfang April veröffentlichten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung sind sogenannte Passungsprobleme eine "zentrale Herausforderung" - etwa weil Jugendliche mit ihren Abschlüssen nicht den Ansprüchen der Firmen genügen oder weil sie nicht mobil genug sind. Zum Stichtag 30. September 2016 wuchs die Zahl nicht vergebener Ausbildungsplätze im Vorjahresvergleich um 4,5 Prozent auf 43.500 – zugleich gingen aber auch 20.600 Jugendliche leer aus.