Finanzen

Katar plant Milliarden-Investitionen in den USA

Katar plant umfangreiche Investitionen in den USA. Diese könnten dazu dienen, die bilateralen Beziehungen zu verbessern.
18.07.2017 17:32
Lesezeit: 2 min

Nach einem Bericht von Bloomberg plant der katarische Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) Milliarden-Investitionen in den USA. Damit soll offenbar auch gezeigt werden, dass die politische Krise mit Saudi-Arabien das Verhältnis des Emirats zu den USA nicht negativ beeinflusst.

Die QIA arbeite nach Informationen von Insidern daran, mögliche Akquisitionsziele in den Bereichen Technologie und Infrastruktur zu identifizieren. Katar hatte zuvor 35 Milliarden Dollar für Investitionen in den USA bereitgestellt. Diese Investitionen sollen bis zum Jahr 2020 getätigt werden. Davon soll bereits etwa die Hälfte investiert worden sein. Im August 2016 investierte Katar in diesem Zusammenhang 622 Millionen Dollar in den Empire State Realty Trust (ESRT), der das Empire State Building und andere erstklassige New Yorker Immobilien besitzt und betreibt, berichtet CNN Money.

Die Qatar Investment Authority hat seit dem Jahr 2014 in Manhattan Immobilien im Wert von 3,78 Milliarden Dollar erworben, berichtet die Immobilien-Webseite The Real Deal. Die QIA ist eine Partnerschaft mit REIT Douglas Emmett eingegangen, die für 1,48 Milliarden Dollar ein kalifornisches Büroportfolio von der Blackstone Group erworben hat. Im April 2015 kaufte die Ständige Mission des Staates Katar bei der UN vier Wohneinheiten für etwa 45 Millionen Dollar am Piazza der UN. Aus dem Buch League of Arab States Investment and Business Guide geht hervor, dass die QIA keinerlei Informationen zu ihren Investitionen im Ausland preisgibt. Der katarische Finanzminister Ali Shareef Al Emadi sagte allerdings im Gespräch mit Bloomberg, dass Großbritannien das Hauptinvestitionsland Katars sei.

Unklar bleibt, ob amerikanische Unternehmen mit Blick auf das diplomatische Zerwürfnis Katars mit Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten bereit sind, weitere Geschäftsbeziehungen mit dem Land einzugehen. Jason Tuvey, ein in London ansässiger Ökonom bei Capital Economics, meint jedenfalls, dass US-Unternehmen zögerlich handeln könnten, bis der Streit mit Saudi-Arabien gelöst wurde. Denn Saudi-Arabien gilt neben Israel als der wichtigste Verbündete der USA im Nahen Osten und ist gleichzeitig ebenfalls ein wichtiger Investor in den USA. „Einige Unternehmen machen sich Sorgen, dass großangelegte Investitionen mit Katar ihren eigenen Ruf beschädigen könnten (…) Die werden sicherlich bereit sein, Geschäfte zu machen, sobald die Krise deeskaliert, weil Katar keine ernsthafte finanzielle Belastungsprobe durchmachen musste“, so Tuvey.

Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Bahrain und Ägypten hatten am 5. Juni ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar gestoppt und Verkehrsverbindungen mit Katar gekappt. Die vier Länder werfen dem Emirat „Finanzierung des Terrorismus“ vor. Der Botschafter der VAE in Washington, Yousef Al Otaiba, ist strikt gegen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Katar. Er meint, Katar sollte es verwehrt werden, Anteile am Empire State Building und an dem Londoner Hochaus London Shard zu halten. Katar würde die Gewinne aus diesen Investitionen dazu nutzen, um „Schecks an Mitgliedsorganisationen von Al-Qaida auszustellen“.

Das Emirat Katar hingegen will seine Wirtschaftsbeziehungen zu den USA nicht gefährden und offenbar weiter ausbauen. Kurz nach Auftreten der Krise mit Saudi-Arabien und den übrigen arabischen Staaten, erklärte sich das Emirat bereit, 36 Kampfjets des Typs F-15 für etwa zwölf Milliarden Dollar zu kaufen. Die Jets werden vom US-Flugzeugbauer McDonnell Douglas hergestellt, berichtet der Guardian. Hinzu kam die Unterzeichnung eines Anti-Terror-Abkommens zwischen der US-Regierung und Katar.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...