Finanzen

Neue US-Sanktionen bedrohen Pipeline-Projekt Turkish Stream

Die geplanten neuen Sanktionen der USA gegen Russland könnten sich als Gefahr für das Pipelineprojekt Turkish Stream im Schwarzen Meer erweisen.
06.08.2017 18:40
Lesezeit: 2 min

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Der russische Gas-Riese Gazprom plant, den Bau der türkisch-russischen Pipeline Turkish Stream im Schwarzen Meer zu beschleunigen, berichtet das Wirtschaftsmagazin Forbes. Ausschlaggebend für diesen Schritt ist das neue US-amerikanische Sanktionsgesetz gegen Russland, das auch ausländische Firmen und Personen sanktionieren soll, die mit russischen Energiekonzernen kooperieren. Die Pipeline-Projekte Turkish Stream und Nord Stream 2 dienen beide der Umgehung der Ukraine als Transitland für Gas nach Europa. Am Projekt wirkt auch der italienische Energie-Riese Eni mit.

Die Rohre werden von der Schweizer Firma Allseas verlegt. Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten, ob Allseas ernsthaft erwägt, seine Operationen für das Projekt Turkish Stream einzustellen, sagte ein Sprecher von Allseas: „Wir spekulieren nicht über mögliche Auswirkungen und vorgeschlagene Sanktionen.“

Nach Angaben der russischen Zeitung Vedomosti hat Gazprom bereits 15 Kilometer an Rohren im Schwarzen Meer verlegt. Die Verlegung der Pipeline-Rohre ist ein riskantes Unterfangen, da sich Russland und die Türkei noch nicht über die Einstiegs- und Inland-Infrastruktur für die Pipeline geeinigt haben. Gazprom hatte bereits im Juli davor gewarnt, dass das US-Sanktionsgesetz Nord Stream 2 und Turkish Stream behindern könnte, so der englischsprachige Dienst von ReutersBloomberg bestätigt in einem Bericht, dass nicht nur Nord Stream 2, sondern auch Turkish Stream durch das US-Sanktionsgesetz negativ betroffen werden könnten.

Auch die türkische Zeitung Hürriyet berichtet, dass der Bau von Turkish Stream gefährdet sei. Michail Krutichin von der Analyse-Firma RusEnergy sagte dem Blatt: „Wie sie wissen, werden die Rohre bis an die türkische Küste von einem Subunternehmen verlegt. Die Firma Allseas, die diesen Auftrag hat, könnte ihre operativen Tätigkeiten einstellen, um den US-Sanktionen auszuweichen. Gazprom hat Anleihen für europäische Investoren begeben und dabei diese Gefahr erwähnt. Das US-Sanktionsgesetz (...) birgt die Gefahr in sich, Nord Stream 2 und Turkish Stream zum Erliegen zu bringen.“

Der US-amerikanischen Denkfabrik Carnegie Europe zufolge könnte eine Behinderung der Arbeiten an Turkish Stream zu weiteren Spannungen zwischen den USA und der Türkei führen. Insbesondere die gegensätzlichen Positionen beider Länder im Syrien-Krieg hatten in der jüngsten Vergangenheit zu einer Belastung der bilateralen Beziehungen geführt.

Der erste Pipeline-Strang von Turkish Stream soll den Erdgas-Bedarf der Türkei decken. Der zweite Strang ist für den Transit nach Südeuropa über Griechenland geplant. Beide Stränge sollen eine jährliche Kapazität von 15,75 Milliarden Kubikmeter haben.

Während Nord Stream 2 Deutschland zu einem Energieumschlagplatz machen würde, würde Turkish Stream die Türkei auf diese Position setzen. Unter der Voraussetzung, dass beide Projekte gelingen, könnte sich von Russland über die Türkei nach Deutschland ein großer Wirtschaftsraum bilden, der nicht unter der Kontrolle der USA stünde. Der russische Anteil am europäischen Gasmarkt würde steigen. Dies versuchen US-amerikanische Erzeuger von Flüssiggas zu verhindern, indem sie seit Monaten auf den europäischen Markt drängen.

Für das Gelingen beider Projekte ist auf dem europäischen Kontinent vor allem eine enge Kooperation zwischen Deutschland und der Türkei wichtig. Doch das Verhältnis zwischen beiden Ländern ist seit der Verabschiedung der Armenier-Resolution im Bundestag massiv gestört.

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