Deutschland

Goldschmied kämpft gegen die Zerstörung seines Papst-Rings

Der römische Goldschmied und Kunsthistoriker Claudio Franchi will verhindern, dass der von ihm geschaffene päpstliche Ring nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. zerstört wird. Dies geschieht traditionellerweise nach dem Tod eines Papstes – und entspricht einer falsch verstandenen Tradition. In jedem Fall war der Gold-Ring ein erstklassiges Investment.
19.02.2013 00:39
Lesezeit: 1 min

Zu den geheimnisvollen Traditionen des Vatikan gehört die Zerstörung des päpstlichen Rings nach dessen Tod. Auch im Fall des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. will die Kurie an dieser Tradition festhalten. Sie rührt daher, dass der Ring von den Päpsten bis 1842 als Siegelring verwendet wurde, um Dokumente offiziell zu bestätigen. Mitte des 19. Jahrhunderts geschieht dies jedoch nicht mehr durch einen Ring, sondern durch einen vergleichsweise profanen Stempel.

Der römische Goldschmied und Kunsthistoriker Claudio Franchi hat daher die Ankündigung der Kurie, auch den von ihm gefertigten Ring von Papst Benedikt XVI. zu zerstören, mit Entsetzen vernommen – und will diese aus seiner Sicht barbarische Maßnahme verhindern. Und er hofft, dass die Kardinäle seinem Wunsch folgen werden: Er glaube, dass die Kardinäle nach einer Lösung suchen, wie eine Zerstörung verhindert werden könne. Allerdings hatte der Pressesprecher des Vatikan, Pater Federico Lombardi bereits angekündigt, dass der Ring zerstört werden müsse, weil er ein Zeichen der päpstlichen Jurisdiktion sei.

Dem widerspricht Franchi: Der Ring sei vom Papst nie als Siegelring verwendet worden, sondern als Schmuckstück. Daher sei eine Zerstörung aus rechtlichen Gründen sinnlos, aus kunsthistorischen Gründen Unsinn. Außerdem seien auch im Mittelalter die Ringe nicht einfach zerbrochen oder eingeschmolzen worden. Franchi: „Man hat dort, wo das Siegel war, einfach ein X eingeritzt, so dass der Ring als Siegelring unbrauchbar wurde.“

Der Ring enthält 35 Gramm Gold und zeigt den Heiligen Petrus, wie er sein Netz auswirft. Kleiner Trost für Franchi: Sollte der Ring tatsächlich zerstört werden, gibt es noch einen zweiten, modernen mit demselben Motiv. Auch diesen hatte der Papst bei seiner Amsteinführung erworben. Er befindet sich im Vatikan und wird keinesfalls zerstört.

Der Wert des Rings liegt bei etwa 1.800 Dollar. Für den Papst war der Ring ein erstklassiges Investment: Dem reinen Goldpreis zufolge hat sich der Wert des Rings, den Joseph Ratzinger im Jahr 2005 gekauft hat, in den wenigen Jahren seiner Regentschaft verdreifacht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...