Der steigende Kurs der Commerzbank-Aktie gibt Spekulationen über einen rascheren Ausstieg des Bundes aus der zweitgrößten börsennotierten deutschen Bank neue Nahrung. Die WirtschaftsWoche berichtete am Freitag, die Bundesregierung sondiere bereits Optionen für einen Verkauf ihres Anteils von 15,6 Prozent an der Commerzbank, berichtet Reuters.
Das Thema komme nach der Bundestagswahl im September auf die Tagesordnung. „Es kann deutlich schneller gehen, als viele denken“, zitierte das Magazin mehrere Insider. Möglich seien sowohl ein Verkauf der Aktien über die Börse als auch ein Verkauf des Pakets an einen Interessenten.
Eine große Hürde für einen Verkauf könnte aber immer noch der Aktienkurs sein. Laut WirtschaftsWoche strebt der Bund „möglichst“ einen Erlös von 3,5 Milliarden Euro für seine Anteile an. Verkauft der Bund über die Börse, müsste die Aktie dafür aber bis auf rund 18 Euro steigen, das wäre ein Plus von mehr als 50 Prozent. Derzeit ist das Paket knapp 2,2 Milliarden Euro wert. Ein strategischer Investor wäre nur bereit, einen so hohen Aufschlag zu zahlen, wenn er die Chance auf den Kauf der ganzen Bank hätte. Der staatliche Bankenrettungsfonds SoFFin hatte in der Finanzkrise Commerzbank-Anteile für 5,1 Milliarden Euro übernommen.
Die Aussicht auf einen Staatsausstieg machte die Aktie am Freitag mit einem Plus von 2,4 Prozent zum zweitgrößten Kursgewinner im Leitindex Dax. Die Commerzbank wollte sich dazu zunächst nicht äußern. Das Bundesfinanzministerium bekräftigte nur seine bekannte Haltung: „Wir wollen für den Steuerzahler ein gutes wirtschaftliches Ergebnis erzielen.“ Wie die nächste Bundesregierung zu der Beteiligung steht, hängt von ihrer Zusammensetzung ab: Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) geht es nur darum, das Engagement bei der Commerzbank möglichst ohne Verlust abzuschließen. Bei der SPD stehen Privatisierungen nicht oben auf der Prioritätenliste, die FDP dagegen hält aus ordnungspolitischen Gründen wenig von Staatsbeteiligungen.
Der Kurs der Commerzbank-Aktie hat sich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppelt. Der Finanzinvestor Cerberus war kürzlich mit fünf Prozent bei der Bank eingestiegen, hatte seine Motive dafür aber nicht enthüllt. Er ist auch Eigentümer der österreichischen Bank Bawag P.S.K., die im Herbst an die Börse gehen will.
Deutschlands zweitgrößte Privatbank hatte vor wenigen Tagen einen hohen Verlust bekanntgegeben. Die Commerzbank bat ihre Aktionäre abermals um Geduld. Der Umbau der Nummer vier unter den deutschen Banken werde sich erst 2019 positiv in den Zahlen niederschlagen, sagte Finanzvorstand Stephan Engels. „Das ist eine Investition in die Zukunft.“ Bis die Bank mit einem der seit Oktober gut 500.000 hinzugewonnenen Kunden Geld verdiene, werde es 18 Monate dauern.
Im laufenden Jahr schlägt zunächst der Abbau von rund 7000 Arbeitsplätzen zu Buche. Er drückte die Commerzbank in den ersten sechs Monaten mit 406 (Vorjahr: plus 384) Millionen Euro in die roten Zahlen. Zum Jahresende werde es nur mit Hilfe von Sondererträgen zu einem kleinen Gewinn reichen, sagte Engels.
Die Comerzbank hatte sich Ende Juni grundsätzlich mit den Betriebsräten auf die Konditionen für das Stellenabbau-Programm geeinigt – das dritte seit der Fusion mit der Dresdner Bank vor acht Jahren. Damals gab es noch gut 59.000 Vollzeitstellen, bis 2020 soll die Zahl auf 36.000 sinken, Ende Juni waren es 41.500. Der neuerliche Abbau verschlingt 807 Millionen Euro – weniger als befürchtet, weil Mitarbeiter schneller gegangen sind als gedacht oder intern neue Stellen finden. Digitalisierung soll viele Arbeitsschritte überflüssig machen, in vielen der 1000 Filialen arbeiten künftig weniger Menschen. „Wir machen die Commerzbank schneller und besser“, sagte Engels. Er will die Kosten auf 6,5 Milliarden Euro im Jahr drücken. 2017 werden es noch knapp 7,1 Milliarden sein.