Die Unternehmen in Deutschland kommen im Moment besonders leicht an Investitionskredite oder andere Finanzierungen. Das geht aus einer Analyse des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, in die aktuelle Einschätzungen von rund 20.000 Betrieben eingeflossen sind, berichtet die dpa.
Danach bewerten deutlich mehr als die Hälfte (59 Prozent) der Unternehmen ihre Finanzierungsbedingungen als gut, während nur noch 11 Prozent fehlende oder schwierige Kreditvergaben als Risiko für ihr Geschäft betrachten. Hier mangelte es besonders häufig an den notwendigen Sicherheiten.
Fast nur für Großunternehmen seien Schuldschein- und Unternehmensanleihen eine echte Finanzierungsalternative. Ein knappes Drittel aller Unternehmen sei der Umfrage zufolge überhaupt nicht auf Fremdkapital angewiesen und könne seine Investitionen aus eigener Kraft stemmen.
Die größten Probleme bei der Finanzierung haben erwartungsgemäß kleine Unternehmen, heißt es. Sie seien in aller Regel auf Kredite ihrer Hausbanken angewiesen. DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier spricht in diesem Zusammenhang dafür aus, die Intensität der Aufsicht und Regulierung bei den kleineren Instituten nicht zu übertreiben. Die Prüfungen müssten sich an den von den Instituten eingegangenen Risiken orientieren.
In der Eurozone steigt der Umfang der vergebenen Kredite weiter, verlangsamte aber sein Wachstum.. Trotz der expansiven Geldpolitik der EZB hatten sich die Banken im Euro-Raum im Juni nicht mehr ganz so kreditfreudig gezeigt wie zuletzt. Sie vergaben an Firmen nur 2,1 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist. Im Mai lag der Zuwachs mit 2,5 Prozent noch höher. An Privathaushalte reichten die Banken im Juni 2,6 Prozent mehr Kredite aus als vor einem Jahr. „Das Kreditwachstum hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt weiter hinterher“, sagte der Chefökonom der Förderbank KfW, Jörg Zeuner.
Auch wenn sich dadurch viele Investitionsprojekte verzögerten, habe die Zurückhaltung der Institute ihre positive Seite: „Denn Sorgen über die Entstehung einer Kreditblase brauchen wir uns im Moment nicht zu machen“, so Zeuner. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält schon seit längerem ihre Geldschleusen weit offen und sorgt mit einem Leitzins auf Rekordtief von 0,0 Prozent für günstige Finanzierungsbedingungen. Zudem erwirbt sie seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen, um Geldhäuser zur stärkeren Kreditvergabe anzuregen.
Aktuell erwerben die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken Wertpapiere im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro. Zuletzt hatte die EZB aber einen ersten Mini-Schritt in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik gewagt und will nun im Herbst über die Zukunft ihres Anleihen-Kaufprogramms beraten.
Auch wenn das Kreditwachstum im Juni etwas verhaltener ausgefallen ist, dürfte die EZB die geplante schrittweise Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik wohl nicht überdenken: Denn die Unternehmen kamen einer Umfrage unter Geschäftsbanken zufolge im zweiten Quartal leichter an Darlehen. Für das laufende dritte Quartal rechnen die Geldhäuser hier mit einer weiteren Lockerung der Bedingungen.