Finanzen

US-Konzerne sichern sich Zugang zu Erdöl aus Zentralasien

Die US-Regierung hat den Ölunternehmen Exxon und Chevon ausrichten lassen, dass sie keine Sanktionen auf Pipelines in Zentralasien erheben wird, die von den beiden Konzernen genutzt werden.
13.08.2017 18:21
Lesezeit: 2 min

Die kasachische Regierung hat US-Energiekonzernen versichert, dass ihre Öl- und Gasprojekte in Kasachstan nicht von den neuen US-Sanktionen gegen Russland betroffen sein werden. Chevron und Exxon Mobil halten Anteile an Kasachstans Tengiz-Ölfeld. Beide Unternehmen hatten im vergangenen Jahr eine Investition in Höhe von 37 Milliarden Dollar vereinbart. Das Tengiz-Öl wird über eine Pipeline im Besitz des Kaspischen Pipeline-Konsortiums (CPC) über Russland ans Schwarze Meer transportiert.

„Die Pipeline, die unser Öl zu den Meeren bringt, insbesondere nach Novorossiysk, ist nicht von den Sanktionen betroffen (…). US-amerikanische Unternehmen wie Chevron, die auch Aktionäre am CPC sind, haben von ihrem eigenen Parlament Informationen darüber erhalten, dass die Transitpipelines von den Sanktionen ausgenommen werden sollen. Deshalb wird in diesem Fall die Lieferung unseres Öls an ausländische Märkte nicht betroffen sein“, zitiert die Financial Times Kasachstans Wirtschaftsminister Timur Süleymanow.

Die beschwichtigenden Aussagen deuten darauf hin, dass der US-Regierung bewusst ist, dass Chevron und Exxon das kasachische Erdöl nur mithilfe des CPC exportieren können, in dem auch russische Unternehmen sitzen. Die CPC-Pipeline befindet sich mit einer Abschnittslänge von 1.000 Kilometern auf russischem Territorium. 31 Prozent der Pipeline ist damit im Besitz des russischen Staates, wobei zwei von den USA sanktionierte russische Unternehmen, Rosneft und Lukoil, halten Anteile.

Chevron, das 50 Prozent am Ölprojekt im Tengiz-Ölfeld hält, lehnte es ab, sich zu den Bemerkungen von Suleimenov zu äußern. Ein Sprecher sagte jedoch: „Zu dieser Zeit glauben wir nicht, dass die neuen Sanktionen gegen Russland einen wesentlichen Einfluss auf die bestehenden Chevron-Operationen in Eurasien oder ihre Partnerschaften haben. Wir beobachten weiterhin die Entwicklungen in Bezug auf die Gesetzgebung. Chevron hält sich an einen strengen Code der Geschäftsethik, unter dem wir alle geltenden Gesetze und Vorschriften einhalten.“

Die US-Exportkontrollbehörde Office of Foreign Assets Control (OFAC) sagte dem Blatt, dass sie keine Äußerungen über die Vergabe von Einzellizenzen treffen könne. Exxon, Kasachstans staatliche Ölfirma KazMunaiGas und der russische Öl-Riese Lukoil halten ebenfalls Anteile am Tengiz-Ölfeld. Italiens Eni, Frankreichs Total, Exxon und Royal Dutch Shell besitzen Aktien an Kashagan, einem weiteren großen kasachischen Ölfeld, das auch Rohstoffe entlang der CPC-Pipeline exportiert.

Während die Russland-Sanktionen, die erstmals im Jahr 2014 verhängt wurden, auf die russische Wirtschaft abzielten, dienen die neuen gezielten US-Sanktionen dazu, die Finanzierung von russischen Energie-Export-Pipelines zu behindern, so die Financial Times. Diese gezielten Sanktionen zielen im Detail auf Gazprom und das deutsch-russische Pipelineprojekt Nord Stream 2 ab. Nord Stream 2 wird teilweise von Shell, Engie, Wintershall, Uniper und OMV finanziert.

Der private US-Informationsdienst Geopolitical Futures (GF) führt in einer Analyse aus, dass sich das neue US-amerikanische Sanktionsgesetz gegen Russland negativ auf europäische Energieprojekte auswirken könnte, die in Verbindung mit russischen Energiekonzernen stehen. Die EU habe zwar Lobbyarbeit betrieben, um eine Revision des Gesetzesentwurfs zu bewirken, doch mehr als „Lobbying“ könne die EU nicht tun. Eine Vergeltung der EU gegen die USA sei unwahrscheinlich, weil es dazu die Zustimmung aller 28 EU-Mitgliedsstaaten bedarf.

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