Die Europäische Zentralbank wird einer Reuters-Umfrage zufolge voraussichtlich eher im September als im Oktober Veränderungen an ihren umstrittenen Anleihekäufen in Aussicht stellen. Von 50 befragten Volkswirten rechnen 28 damit, dass die Währungshüter dies bereits im September ankündigen. 15 Experten gehen von Oktober aus. Reuters hatte die Ökonomen zwischen dem 7. und 9. August befragt.
Die EZB und die nationalen Notenbanken der Euro-Länder erwerben bereits seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen und andere Wertpapiere. Mit den Käufen sollen Banken offiziellen Angaben zufolge dazu angeregt werden, weniger in diese Titel zu investieren und stattdessen mehr Kredite an die Realwirtschaft auszureichen. Ziel ist es, die Konjunktur und die aus Notenbank-Sicht unerwünscht niedrige Inflation anzuschieben.
Tatsächlich dürfte der Hauptgrund für das Programm in dem Ziel bestehen, die Finanzierungskosten für hoch verschuldete Euro-Staaten wie Italien, Spanien oder Portugal auf den Anleihemärkten zu senken. Denn indem die EZB als Käufer mit praktisch unbegrenzter Liquidität auftritt und die Abnahme der Papiere garantiert, können andere Geldgeber keine hohen Renditen mehr für den Kauf der Staatsanleihen aus Südeuropa fordern. Derzeit ist zu beobachten, dass Banken ihre Staatsanleihen in großem Umfang an die Notenbanken weiterreichen.
Die Käufe sollen noch bis Ende 2017 laufen und dann ein Gesamtvolumen von 2,28 Billionen Euro erreichen. EZB-Präsident Mario Draghi hat zuletzt gesagt, im Herbst werde es eine Diskussion zu den Käufen geben.
Insidern zufolge erachten die EZB-Ratsmitglieder die Zinssitzung im Oktober als den wahrscheinlichsten Termin. Die Option, über ein Herunterfahren der Transaktionen erst im Dezember zu entscheiden, werde als zu spät angesehen. Die nächste Zinssitzung ist am 7. September angesetzt. Im Monat darauf ist das Treffen am 26. Oktober geplant.