Frost im April und Hagel im Sommer: Wetterextreme bescheren den Bauern in diesem Jahr eine bescheidene Obst- und Getreideernte, berichtet AFP. Wie der Deutsche Bauernverband am Dienstag mitteilte, erwarten die Landwirte die kleinste Apfelernte seit 1991. Auch Birnen, Kirschen und Wein litten unter der Kälte. Die Getreideernte geriet zum „Nervenspiel“ für die Bauern, dem Verband zufolge gab es dabei aber enorme regionale Unterschiede.
Wegen der Ernteausfälle müssen Verbraucher in diesem Jahr mit höheren Preisen für Apfelsaft rechnen. „Gegenüber dem Jahresdurchschnitt hat sich die Streuobsternte in diesem Jahr halbiert“, sagte Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie. Besonders betroffen sei der Apfel-Direktsaft, der überwiegend aus heimischen Äpfeln produziert wird.
Heitlinger rechnet damit, dass der Preis für Äpfel steigen wird – und deshalb auch der Apfelsaft im Supermarktregal teurer werden könnte. Wie viel die Verbraucher dann zahlen müssten, sei aber noch nicht abzusehen. „Der Preis für Äpfel wird sich erst in den kommenden Wochen bilden“, sagte Heitlinger. Außerdem hänge es von den einzelnen Produzenten und Supermärkten ab, ob die höheren Obstpreise an die Konsumenten weitergegeben werden.
Dagegen dürfte die schlechte Ernte von deutschen Kirschen und Johannisbeeren keinen Einfluss auf die Saftpreise haben. Das Obst dafür werde überwiegend aus dem Ausland eingekauft.
Die Obstbauern seien besonders vom Aprilfrost sowie von Hagel und Starkregen in einigen Regionen betroffen, erklärte der Bauernverband auf seiner Pressekonferenz zur Erntebilanz 2017. Hart traf es demnach die Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern.
Der Verband bezifferte die Frostschäden beim Obstbau auf 200 Millionen Euro, in einigen Regionen gebe es „Totalausfälle“, erklärte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Außerdem seien im Pflanzenbau bislang auch Schäden durch Hagel und Starkregen in Höhe von 250 Millionen Euro aufgetreten.
So rechnen die Bauern in diesem Jahr mit 555.000 Tonnen Äpfeln, das sind nur 46 Prozent der Erntemenge vom vergangenen Jahr. Auch bei den Birnen dürfte weniger als die Hälfte der Vorjahresmenge zu holen sein. Die Kirschernte sei ebenfalls „im gesamten Bundesgebiet durch Fröste massiv dezimiert“ worden, erklärte der Verband. Beim Gemüse legte der Spargel in der abgeschlossenen Saison etwas zu, bei Hopfen und Wein erwarten die Bauern aber eine frostbedingt „unterdurchschnittliche Ernte“.
Beim Getreide zeichnet sich eine Erntemenge von 44,5 Millionen Tonnen ab. Damit werde das „enttäuschende Vorjahresergebnis“ von 45,4 Millionen Tonnen noch einmal um zwei Prozent verfehlt, erklärte der Verband. Beim Raps werden sechs Prozent weniger Menge erwartet, beim Roggen sogar zehn. Die Gerste bildet mit einem erwarteten Plus von fünf Prozent eine Ausnahme.
Allerdings wirkte sich der wechselhafte Sommer regional sehr unterschiedlich aus. Vor allem die Bauern im Westen und Südwesten Deutschlands müssten nach schwachen Ernten im Vorjahr „weitere Ertragseinbußen hinnehmen“, im Norden sei die Lage besser. Das unbeständige Sommerwetter habe außerdem die Erntearbeiten verzögert. Die Ernte sei in diesem Jahr ein „Nervenspiel“ für die Ackerbauern, erklärte Rukwied.
Der Bauernpräsident forderte vor diesem Hintergrund eine steuerlich begünstigte Risikovorsorge für alle landwirtschaftlichen Betriebe. Die Risiken könnten außerdem durch Versicherungen und Investitionsförderungen für Frostschutzanlagen gemindert werden – dafür sei aber eine finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern nötig.