Sprachformen wie Sarkasmus, Ironie oder Zynismus sind gesprochen oft nur eindeutig auszumachen, weil das menschliche Gehirn den Faktor Körpersprache miteinbeziehen kann. Sarkasmus ist im geschriebenen Wort schwer zu verstehen – besonders in den Sozialen Netzwerken. Forscher des MIT haben jetzt einen Algorithmus entwickelt, der diese Art der Kommunikation selbstständig entdeckt – anhand des Kurznachrichtendienstes Twitter.
Da Tweets nur eine beschränkte Zeichenanzahl haben, fehlt hier oft der nötige Kontext, um die Intention der Posts begreifen zu können. Ursprünglich sollten vor allem rassistische Kommentare identifiziert werden. Den Wissenschaftlern wurde jedoch schnell bewusst, dass dies nur durch ein tieferes Einbinden der Sprache und ihrer Facetten möglich war.
Der MIT-Algorithmus nutzt ein auf Künstlicher Intelligenz basierendes Lernsystem, indem eine große Bandbreite an Informationen zur Verfügung gestellt wird, woraus sich bestimmte Muster abzeichnen. Das Geheimnis dieses Maschinen-Trainings besteht in einer einfachen Beobachtung: Viele User benutzen bereits zusätzliche Informationen in Verbindung mit ihren Tweets – in Form von Emojis. „Weil wir online weder Körpersprache noch Tonfall nutzen können, um unserer eigenen Aussage einen Kontext zu geben, nutzen wir Emojis“, so Iyad Rahwan, Professor des MIT Media Lab.
Für das Training des Algorithmus, den sie DeepMoji nennen und der eine eigene Website für Tests besitzt, trugen die Forscher 55 Milliarden Tweets zusammen, von denen 1,2 Milliarden eine Kombination der 64 beliebtesten Emojis enthielten. Die Maschine wurde daraufhin trainiert, zufälligen Tweets ein Emoji zuzuordnen – je nachdem ob die Nachricht einen traurigen, fröhlichen oder witzigen Unterton hatte. Anhand verschiedener Daten wurden nun sarkastische Aussagen hinzugefügt. Das Ergebnis: Die mit Emojis trainierte KI erzielte mit 82 Prozent Trefferquote weitaus bessere Ergebnisse als Menschen, die den Test ebenfalls absolvieren mussten (76 Prozent).
Die Gefahr von 18 Prozent unerkannter Nachrichten bleibt jedoch bestehen. Gary King, Experte für Social Media an der Harvard University, ist jedoch zuversichtlich, was das 100prozentige Erkennen von Sarkasmus angeht: „Wenn Sarkasmus so auftritt, dass auch ein Mensch ihn nicht erkennen würde, ist er schlichtweg irrelevant.“ Um seine bloße Präsenz willen, würde er schließlich nicht genutzt.
Auch Facebook arbeitet bereits seit längerem an einer KI für Chatbots, berichtet das Innovationsportal Trends der Zukunft. Zwei eigens dafür programmierte Bots sollten mit echten Gesprächspartnern interagieren und ein für beide Seiten zufriedenstellendes Ergebnis erreichen. Die Entdeckung der Forscher war faszinierend: Die Bots begannen, ihre Absichten zu verschleiern und zu täuschen. Sie entwickelten sogar eine eigene Sprache untereinander. Man ging von einem Fehler im Code aus und beendete das Projekt. Doch der Wert dahinter wurde schnell deutlich. Daher schlossen sich Technik-Giganten wie Facebook, Microsoft, Google, IBM und Amazon bereits 2016 zusammen, um dieses Projekt näher zu verfolgen. Offiziell wolle man den Usern die Angst vor der Künstlichen Intelligenz der Computer nehmen, so der Wortlaut der Website. Jeder für sich hat jedoch mit den bekannten Marken Watson, DeepMind, Alexa oder Cortana bereits einen Beitrag zu der Forschung geleistet. So ist die Weiterentwicklung der KI auf diesem Gebiet im Sinne weiterer Vermarktung durchaus nachzuvollziehen.