Finanzen

Spekulanten treiben Rohstoff-Preise in die Höhe

Nach Ansicht von Analysten führen Spekulationen zu nicht gerechtfertigten Preisen bei den Industriemetallen.
13.09.2017 16:56
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Metall-Anleger müssen sich nach Einschätzung von Experten auf ungemütlichere Zeiten einstellen. Ihnen drohen demnach Preiseinbrüche – vor allem beim Kupfer , das seit Anfang Mai rund 25 Prozent zugelegt hat und am Tropf der chinesischen Wirtschaft hängt, berichtet Reuters. „Das aktuelle Preisniveau ist nicht gerechtfertigt und spiegelt nicht die tatsächliche Situation wider“, sagt Rohstoffexperte Gabor Vogel von der DZ Bank. „Es wird in den kommenden zwölf Monaten eine deutliche Korrektur nach unten geben.“

Die Rohstoff-Preise für Industriemetalle kennen seit Wochen nur den Weg nach oben. Anleger spekulieren darauf, dass vor allem die Unternehmen in China weiterhin Unmengen an Metall brauchen, um Autos, Straßen und Fabrikhallen zu bauen. Zink kostet mit rund 3100 Dollar je Tonne so viel wie zuletzt vor zehn Jahren. Kupfer erreichte Anfang September mit knapp 7000 Dollar pro Tonne den höchsten Stand seit drei Jahren.

Die Nervosität der am Markt ist hoch, wie sich vor wenigen Tagen zeigte: In kurzer Zeit brach der Preis für Kupfer um 200 Dollar auf 6700 Dollar ein – ohne dass es einen konkreten Auslöser dafür gab.

Rohstoffexperten warnen davor, dass es immer öfter zu solch plötzlichen Rückschlägen kommen werde. Denn ein Großteil des Kursanstiegs geht ihrer Ansicht zufolge auf spekulative Anlageprodukte zurück. Die sogenannten Netto-Long-Positionen – also die Wetten auf weiter steigende Preise – sind so hoch wie noch nie. Ein beginnender Verkaufsdruck bei diesen Derivaten kann laut Experten eine Abwärtsspirale noch verstärken. „Die Metallpreise haben sich von den Fundamentaldaten abgekoppelt“, sagt Analyst Eugen Weinberg von der Commerzbank. „Solange die Metalle ein Spielball der spekulativen Finanzanleger sind, kann sich der Preisanstieg fortsetzen. Damit steigt aber auch von Woche zu Woche das Korrekturpotenzial.“

Selbst der weltgrößte Kupferkonzern Codelco aus Chile hält den Anstieg der Rohstoff-Preise für Kupfer für übertrieben. Chef-Metallanalyst Robin Bhar von der französischen Bank Societe Generale schließt Preiseinbrüche von bis zu zehn Prozent nicht aus. Und auch Fachleute der australischen Investmentbank Macquarie raten zur Vorsicht. „Beim Kupfer ist es Zeit für eine Umkehr“, heißt ihre Kurzstudie zu dem Thema. Gerechtfertigt seien Preise im unteren 6000-Dollar-Bereich. Weniger negativ eingestellt sind die Macquarie-Experten gegenüber Aluminium und Zink, bei denen es künftig tendenziell zu Angebotsengpässen komme. Auch Nickel bleibe auf der Beliebtheitsskala oben. Das Metall wird für die Herstellung von Batterien verwendet, die etwa in Elektroautos eingebaut werden.

Kupfer ist das wichtigste Industriemetall überhaupt und wird vor allem in Stromleitungen und Wasserrohren verwendet. In den Spitzenzeiten des weltweiten Booms um Rohstoff-Preise kostete eine Tonne Kupfer mehr als 10.000 Dollar. Dass es Preise auf diesem Niveau wieder geben wird, halten Experten für ausgeschlossen. Denn damals wurde die Nachfrage von dem rasanten Wachstum Chinas angetrieben, dessen Wirtschaft teilweise bis zu 15 Prozent pro Jahr zulegte. Inzwischen wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft deutlich langsamer, im ersten Halbjahr 2017 waren es noch 6,9 Prozent – Tendenz sinkend. „Für 2018 rechnen wir in China mit einer marginalen BIP-Verlangsamung“, sagt DZ-Bank-Experte Vogel. „Das wird sich leicht negativ auf die Kupfernachfrage auswirken.“ Hinzu komme, dass die Kommunistische Partei bei ihrem im Herbst anstehenden Parteitag weniger wirtschaftspolitische Maßnahmen ergreifen werde, um die Konjunktur zu stabilisieren. „Vor diesem Hintergrund halten wir einen dauerhaften Kupferpreis von über 6400 Dollar für eher unwahrscheinlich.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...