Finanzen

Euro steigt seit April überdurchschnittlich stark zum Dollar

Seit April befindet sich der Euro in einer deutlichen Stärkeperiode zum Dollar.
14.09.2017 17:03
Lesezeit: 2 min

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Der US-Dollar hat seit dem Amtsantritt von Donald Trump gegenüber wichtigen Währungen an Wert verloren. Um zu verstehen, warum der Dollar dieses Jahr starke Verluste eingebüßt hat, gilt es die Basis zu kennen. Im Zuge der Schwäche des Dollar sank auch der Dollar-Index.

Der US-Dollar-Index besteht seit 1999 aus sechs unterschiedlichen Währungen, die jeweils mit dem US-Dollar verglichen werden. Stärkste Kraft hierbei ist der Euro mit 57,6 Prozent Gewichtung. Erst mit großem Abstand folgen Japans Yen (13,6 Prozent), das Britische Pfund (11,9 Prozent), der Kanadische Dollar (9,1 Prozent), die Schwedische Krone (4,2 Prozent) und der Schweizer Franken (3,6 Prozent). Wenn der Euro stark ist, müssten die anderen Währungen deutlich verlieren, damit der Dollar-Index nicht sinkt. Aber genau diese Situation haben wir seit Anfang des Jahres. Der Euro stieg deutlich und auch zu den anderen Währungen schwächte sich der Dollar ab.

Bemerkenswerterweise hat die Europäische Zentralbank EZB keine öffentliche Erklärung für die Euro-Stärke. Laut EZB-Direktor Benoit Coeure sei alles im grünen Bereich, solange es am Wirtschaftswachstum im Euro-Raum läge. Kämen die Ursachen von außen, seien Probleme mit Finanzierungen und Inflation die Folge.

Der Tageschart des US-Dollar-Index im Verlauf von gut 12 Monaten bildet die jüngste Entwicklung ab. Blau eingezeichnet ist die 200-Tageslinie. Sie gibt den durchschnittlichen Kurs der jeweils letzten 200 Tage an. Bei der US-Präsidentschaftswahl Anfang November verlor der Dollar zwischendurch massiv an Wert. Der Abverkauf drehte erst an der Durchschnittslinie um. Danach beruhigte sich der Markt etwas und die Kurse stiegen bis zum Jahresende weiter an.

Doch seit Januar kannte der US-Dollar meist nur eine Richtung: nach Süden. Am 20.1.2017 war die Amtseinführung von Donald Trump, welche den Index-Kurs kurzfristig steigen ließ. Bereits Anfang März waren die Anleger aber schon nicht mehr überzeugt. Das Blatt wendete sich und es ging kurzzeitig steil bergab.

Am 21.4.2017 hatte Trump seine ersten 100 Tage im Amt. Aus charttechnischer Sicht hätte dieser Zeitpunkt nicht dramatischer sein können. Genau an diesem Tag reißt der US-Dollar-Index eine Kurslücke und durchbricht die 200-Tageslinie nach unten. Ein deutlich negatives Signal!

Was folgt ist die logische Konsequenz: Es gibt zwar noch einen kleinen Fehlausbruch über die Linie, aber danach ist das Thema erledigt. Die nächsten Wochen und Monate lassen den US-Dollar weiter massiv an Wert verlieren und ein Ende ist nicht in Sicht.

Kurioserweise ist besonders von September bis Dezember die schwächste Phase des Index. Insofern können die US-Amerikaner auch saisonal auf keine Unterstützung hoffen – im Gegenteil.

Aktuell weist der Dollar-Index Werte zwischen 91 und 92 Punkten auf. Zum Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2008 lag der US-Dollar-Index nur bei 71 Pukten. Das aktuell gültige Allzeithoch von 120 Punkten stammt vom Januar 2002.

Seit Januar läuft der Euro gegen den US-Dollar konstant nach oben. Seit Trumps ersten 100 Tagen im Amt hat sich sogar ein sogenannter Trendkanal gebildet.

Konsequent legt der Euro gegenüber dem US-Dollar zu. Auch hier gab es einen Sprung über die 200-Tageslinie. Die Schwäche des US-Dollar-Index kommt also nicht von ungefähr.

Aktuell spricht wenig für eine Trendwende. Solange der Kurs der beiden Währungen weiter in seinem Kanal verbleibt, kann die Reise nach oben länger anhalten. Der Bereich zwischen 1,19 und 1,205 Dollar für den Euro könnte etwas härter umkämpft werden. Hier liegen wichtige Chartmarken aus den Jahren 2010 und 2012. Nur als Gedankenspiel: Würde sich der Trendkanal so fortsetzen, läge der Kurs Euro-Dollar im April 2018 wieder bei 1,40. Solche Kurse gab es zuletzt im Mai 2014.

Realistischer ist wohl, dass der Dollar-Index wieder steigt, auch wenn es vorerst nicht danach aussieht. Ein Erstarken ist letztlich auch nur durch einen Trick möglich.

Die medialen Versuche Trumps, den Dollar zu schwächen, könnten Teil einer Strategie sein. Ein starker Euro und ein schwacher US-Dollar machen Importe aus dem Euro-Raum teurer. Denn welcher US-Amerikaner möchte einen Porsche kaufen, wenn dieser plötzlich 30 Prozent mehr kostet?

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