US-Präsident Donald Trump will nach eigenen Angaben in den kommenden zwei bis drei Wochen über die Nominierung des künftigen Notenbank-Chefs entscheiden. Auf der Suche nach Kandidaten habe es vier Treffen gegeben, sagte Trump am Freitag vor Journalisten in Washington. Reuters zufolge war darunter auch der Ökonom Kevin Warsh. Der Trump-Vertraute gilt bereits als ein Kandidat für eine Nachfolge von Fed-Chefin Janet Yellen. Yellens Mandat läuft im Februar ab. Ob es verlängert wird, ist unklar. Warsh, ein ehemaliger Direktor der Federal Reserve, gehört zum Lager jener Notenbanker, die im Fachjargon "Falken" genannt werden und die eine straffere Geldpolitik befürworten.
Warsh war bereits von 2006 bis 2011 Mitglied im Fed-Direktorium und trat dann wegen Meinungsverschiedenheiten über das Wertpapierkaufprogramm zurück, das die Notenbank im Kampf gegen die Finanzkrise aufgelegt hatte. Yellen hat inzwischen mit ersten Zinserhöhungen einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik eingeleitet und angekündigt, ab Oktober die durch das Kaufprogramm aufgeblähte Fed-Bilanz abzubauen.
Ob Trump Yellens Vertrag verlängern wird, ist offen. Der Republikaner hatte sie zwar im Wahlkampf attackiert und als Erfüllungsgehilfin seines demokratischen Vorgängers Barack Obama bezeichnet. Zuletzt hatte er ihre Führungsrolle jedoch zunehmend in besserem Licht dargestellt und auch eine Verlängerung ihres Vertrags nicht ausgeschlossen.
"Er ist definitiv mehr ein Falke in dem ganzen Spektrum", sagt Zinsstratege Gennadiy Goldberg vom Broker TD Securities über Warsh. "Er ist schon ein ziemlicher Gegensatz zu Yellen. Es sieht so aus, als ob er der Favorit ist, obgleich es noch nicht sicher ist, dass er nominiert wird." Spekulationen auf eine Nominierung Warshs trieben an der Börse Finanzwerte nach oben.
Laut dem "Wall Street Journal" traf sich Warsh auch mit Finanzminister Steven Mnuchin. Neben Warsh seien noch weitere Kandidaten um das Fed-Chefamt im Rennen - auch Yellen, so das Blatt. Lange Zeit galt Trumps oberster Wirtschaftsberater Gary Cohn als ein Favorit für den Fed-Führungsposten. Offenbar fiel er aber mit kritischen Äußerungen zu Reaktionen des Präsidenten auf rechtsextreme Ausschreitungen in Virginia in Ungnade. Auch der Stanford-Ökonom John Taylor wird als ein möglicher Kandidat für den Chefsessel der Notenbank gehandelt. Daneben sollen der Ex-Chef der Bank BB&T, John Allison, und der ehemalige Fed-Direktor Lawrence Lindsey im Rennen sein.
Spekulationen auf weiter steigende US-Zinsen haben die Wall Street am Freitag gestützt. . Kursgewinne bei Facebook trieben zudem Technologieaktien an, die dem S&P-500 und dem Nasdaq-Index zu neuen Rekorden verhalfen. Zweifel unter den Anlegern, ob Trump seine Pläne für Steuersenkungen durch den Kongress bekommen kann, bremsten aber.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte pendelte im Verlauf zwischen einem Hoch von 22.405 und einem Tief von 22.332 Zählern. Er ging mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 22.402 Punkte aus dem Handel. Der breiter gefasste S&P-500 erhöhte sich um 0,3 Prozent auf 2519 Stellen. Der Index der Technologiebörse Nasdaq rückte 0,6 Prozent auf 6494 Punkte vor. Auf Wochensicht ergab sich für den Dow ein Plus von 0,2, für den S&P von 0,7 und für die Nasdaq von 1,1 Prozent. Im September legte der Dow 2,1, der S&P 1,9 und die Nasdaq 1,1 Prozent zu. Im Quartal beläuft sich das Plus beim Dow auf 4,9, beim S&P auf vier und bei der Nasdaq auf 5,8 Prozent.
Die Markterwartung einer weiteren Zinserhöhung im Dezember stützte auch den Dollar im Vergleich zum Euro und schürte die Hoffnung der Anleger diesseits des Atlantiks auf anhaltend starke Exportgeschäfte europäischer Unternehmen. Der Dax schloss ein Prozent höher bei 12.828 Punkten, nur noch rund 123 Punkte von seinem Rekordhoch entfernt.
Mit einem Aufschlag von 1,2 Prozent war das Technologieschwergewicht Facebook kräftigster Antreiber im Nasdaq. Größter Gewinner im S&P-500 war Tyson Foods. Die Aktien legten rund acht Prozent zu, nachdem der Fleischproduzent seine Gewinnprognose angehoben hatte.
An der New York Stock Exchange wechselten rund 936 Millionen Aktien den Besitzer. 1767 Werte legten zu, 1143 gaben nach und 154 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von knapp zwei Milliarden Aktien 1679 Titel im Plus, 1244 im Minus und 216 unverändert.
An den US-Kreditmärkten gaben die zehnjährigen Staatsanleihen um 08/32 auf 99-07/32 nach. Sie rentierten mit 2,34 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten dagegen 3/32 auf 97-23/32. Sie hatten eine Rendite von 2,86 Prozent.