Finanzen

Im Osten werden Facharbeiter gesucht, im Westen entstehen prekäre Jobs

Die Auswertung eines Stellenvermittlers zeigt, dass insbesondere in westdeutschen Bundesländern befristete und geringbezahlte Arbeitsplätze angeboten werden.
02.10.2017 16:51
Lesezeit: 2 min

Aus einer aktuellen Untersuchung des Stellensuchdienstes Joblift geht hervor, dass sich die Arbeitsmärkte in west- und ostdeutschen Bundesländern deutlich unterscheiden. In einigen Fällen sind die Bedingungen in Ostdeutschland weitaus besser als im Westen. Dies betrifft insbesondere gering bezahlte und befristete Arbeitsstellen.

„Auch wenn ostdeutsche Bundesländer aktuell deutlich weniger Jobs als westdeutsche hervorbringen, scheinen diese stabilere Verhältnisse mit sich zu bringen. Zwar geben nicht alle Ausschreibungen Auskunft über die Art des Vertrags und der Beschäftigung, jedoch stellen 47,1 Prozent der westdeutschen Inserate ausdrücklich eine Vollzeitposition in Aussicht, bei den ostdeutschen betrifft dies 58,0 Prozent der Anzeigen. Auf ähnliche Weise sind 29,3 Prozent der Anstellungen in Westdeutschland eindeutig unbefristet, wohingegen es in den neuen Bundesländern 45,4 Prozent sind. Auch geringfügige Beschäftigungen liegen im Westen vorne: 3,6 Prozent der Ausschreibungen beziehen sich explizit auf einen Minijob, im Osten beträgt diese Quote 2,6 Prozent“, heißt es in der Studie.

Obwohl in einem westdeutschen Bundesland im Schnitt dreimal so viele Stellen entstünden wie in einem ostdeutschen, nähmen die Vakanzen in den neuen Bundesländern rund 43 Prozent stärker zu, schreiben die Autoren. Ein weiteres positives Signal für den ostdeutschen

Arbeitsmarkt sei die Tatsache, dass dortige Beschäftigungsverhältnisse in der Regel weniger prekär sind als westdeutsche, berichtet Joblift. Während in westdeutschen Ländern jedoch vor allem hoch qualifizierte Fachkräfte wie Softwareentwickler begehrt seien, sind es in Ostdeutschland vorrangig Ausbildungsjobs, etwa in der Pflege, die auf hohe Nachfrage stoßen.

Insgesamt werden in den westdeutschen Bundesländern durchschnittlich mehr Arbeitsmöglichkeiten angeboten, als im Osten. Insgesamt wurden in westdeutschen Bundesländern in den letzten 24 Monaten 12.551.199 Stellen ausgeschrieben, wohingegen in ostdeutschen Bundesländern 2.115.495 Jobanzeigen geschaltet wurden. Pro Bundesland wurden in Ostdeutschland im beobachteten Zeitraum durchschnittlich 423.099 Jobanzeigen veröffentlicht, in Westdeutschland waren es 1.255.120, also dreimal so viele Ausschreibungen.

„Nichtsdestotrotz weist der ostdeutsche Arbeitsmarkt eine überraschende Dynamik auf: Eine Untersuchung der Wachstumsraten hat ergeben, dass ostdeutsche Vakanzen in den letzten beiden Jahren um durchschnittlich 2,0 Prozent jeden Monat anstiegen. In westdeutschen Ländern betrug die Zunahme indes lediglich 1,4 Prozent. Die größte positive Stellenentwicklung fand im Saarland (3,3 Prozent), in Sachsen-Anhalt (2,9 Prozent) sowie in Brandenburg (2,7 Prozent) statt, wohingegen der Zuwachs in Berlin und Hamburg mit je 0,4 Prozent sowie in Bremen mit 0,3 Prozent am geringsten ausfiel“, heißt es in der Studie.

Große Unterschiede existieren bezüglich der Branchen, in denen besonderer Fachkräftemangel herrscht. Während in den neuen Bundesländern vor allem Ausbildungsberufe gefragt sind, stehen in den alten Ländern gut ausgebildete Fachkräfte hoch im Kurs. Mechaniker (5,0 Prozent), Pflege- (3,6 Prozent) sowie Verkaufskräfte (3,0 Prozent) bildeten in Ostdeutschland dementsprechend die beliebtesten Berufsgruppen. Im Westen erfahren Softwareentwickler (4,0 Prozent), Mechaniker (3,8 Prozent) und Ingenieure (3,5 Prozent) die größte Nachfrage. Diese Verteilung spiegelt sich auch in den geforderten Ausbildungsgraden wider. So setzen 25,6 Prozent der ostdeutschen Stellenanzeigen ein Studium voraus und 54,6 Prozent alternativ oder stattdessen eine Berufsausbildung. In den alten Bundesländern beträgt dieses Verhältnis 30,6 Prozent zu 51,6 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...