Politik

Sturmtief: Schwere Unwetter über ganz Deutschland

In ganz Deutschland hat ein Orkan für schwere Schäden gesorgt. Die Bahn hat den Verkehr in Norddeutschland komplett eingestellt.
05.10.2017 17:06
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Sturmtief «Xavier» ist am Donnerstag über Deutschland gefegt und hat mindestens einen Menschen getötet. Die Zahl der Toten bei dem schweren Sturm "Xavier" ist auf mindestens sechs gestiegen. Im Berliner Stadtteil Tegel wurde eine Frau getötet, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. Ein weiterer Mensch sei bei Müllrose in Brandenburg ums Leben gekommen, teilte der Lagedienst der Polizei in Potsdam mit.

In Hamburg wurde eine 54-jährige Frau getötet, als ein Baum auf ein Auto fiel. Das Opfer hatte als Beifahrerin im Wagen gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen. Nahe Gransee nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutzscheibe und tötete einen Menschen. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in einem Auto von einem Baum erschlagen.

Der Bahnverkehr wurde auf vielen Strecken komplett lahmgelegt. Betroffen war vor allem der Norden. Auch auf den Fernverkehrsstrecken Berlin-Hannover und Berlin-Hamburg rollten zunächst keine Züge mehr. Das teilte ein Bahnsprecher mit. Man wolle so vermeiden, dass Züge auf offener Strecke liegenbleiben.

Die Berliner Feuerwehr hat am Donnerstag wegen Sturm «Xavier» den Ausnahmezustand ausgerufen. Innerhalb einer halben Stunde gingen am Nachmittag rund 50 Notrufe ein, teilte die Behörde mit. Nun werde kategorisiert, welche der eingegangenen Notrufe zuerst bearbeitet werden, sagte ein Sprecher. Dabei gelte Menschenleben vor Sachschäden. Die Unwetterwarnung gilt bis 22 Uhr.

Die Hamburger Feuerwehr forderte die Bevölkerung auf, wegen des Sturms nicht vor die Tür zu gehen. Neben der Frau, die starb, seien mindestens zehn weitere Menschen bei dem Unwetter verletzt worden. In Hamburg habe die Feuerwehr binnen zweier Stunden über 600 sturmbedingte Einsätze gehabt.

Der Sturm hat in Wilhelmshaven einen rund 1000 Tonnen schweren Hafenkran aus den Angeln gehoben und ins Fahrwasser der Jade gestürzt. Orkanböen der Stärke 12 hätten den auf Schienen laufenden Kran am Mittag angehoben, gedreht und umgekippt, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei am Donnerstag. Hafenarbeiter in der Nähe wurden nicht verletzt. Der Verladebetrieb für den Kohleumschlag an der Niedersachsenbrücke wurde vorsorglich eingestellt. Der Kran wurde völlig zerstört, mit den Schäden am Gleisbett wird der Gesamtschaden auf mehr als eine Million Euro geschätzt.

Auch in Hannover rückten die Einsatzkräfte wegen umgestürzter Bäume und abgerissener Dachverkleidungen aus. Ein Ast durchschlug die Windschutzscheibe eines fahrenden Autos. Bei Holzminden (Niedersachsen) wurde eine Kreisstraße von einem umgestürzten Baum blockiert, außerdem stürzte ein Baum auf drei Autos - verletzt wurde jedoch niemand. In Werlte bei Osnabrück krachte ein Autofahrer in einen umgestürzten Baum.

«Warnung für Hamburg. Halten Sie sich aktuell nicht im Freien auf, bleiben Sie im geschützten Bereich», twitterte die Feuerwehr des Stadtstaates. Ein Sprecher sagte, die Feuerwehr der Hansestadt sei wegen mehrerer eingeklemmter Personen und umgestürzter Bäume zu zahlreichen Einsätzen ausgerückt. Es liefen Dutzende Notrufe ein.

Das Sturmtief brachte den Bahnverkehr in ganz Norddeutschland zum Erliegen. Die Bahn stellte den Zugbetrieb in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen und auch den S-Bahnverkehr in Hamburg bis auf weiteres ein. Ursache waren auf die Gleise oder in die Oberleitungen gewehte Bäume. Auch Teile von Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern waren von Zugausfällen tangiert.

Auch die Hamburger U-Bahn war nach Angaben der Hochbahn betroffen. Aus Sicherheitsgründen gelte auf allen oberirdischen Strecken ein Tempolimit von 40 km/h, twitterte die Hochbahn.

Flugreisende mussten ebenfalls Einschränkungen hinnehmen. Wegen des heftigen Sturms im Norden mussten etliche Verbindungen ausfallen. Der Flughafen Bremen meldete drei gestrichene Flüge von und nach Amsterdam sowie eine abgesagte Maschine aus Istanbul. Auch in Hannover fielen Verbindungen mit der niederländischen Hauptstadt sowie nach Istanbul aus. In Hamburg fuhr die S-Bahn nicht mehr zum Airport. Auch wurde mit Verspätungen bei den Flügen gerechnet.

Die Internationale Gartenausstellung (IGA) in Berlin blieb wegen der Unwetterwarnung erstmals in diesem Jahr komplett geschlossen. Der Deutsche Wetterdienst hatte vor orkanartigen Böen gewarnt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...