Finanzen

Finanz-Investoren wollen deutsche Lebensversicherungen kaufen

Lesezeit: 2 min
31.10.2017 17:19
Ergo und Generali wollen große Bestände an Lebensversicherungen verkaufen.
Finanz-Investoren wollen deutsche Lebensversicherungen kaufen

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die milliardenschweren Lebensversicherungs-Bestände von Ergo und Generali rufen Insidern zufolge neue Interessenten aus dem Ausland auf den Plan. Sowohl die Swiss Re als auch die Resolution Group, die in Großbritannien seit fast 15 Jahren Lebensversicherungen ohne Neugeschäft abwickelt, hätten bereits vorgefühlt, sagten mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen am Montag der Nachrichtagentur Reuters. Auch der mit dem Bestandsmanager Viridium bereits in Deutschland aktive britische Finanzinvestor Cinven sei bereit, dafür frisches Kapital bereitzustellen. Ob sie aber bei Ergo und Generali überhaupt zum Zug kommen, sei angesichts der kritischen Haltung der Finanzaufsicht BaFin fraglich, sagten drei Branchenkenner.

Die Münchener-Rück-Tochter Ergo und die Deutschland-Tochter der italienischen Generali loten derzeit aus, ob sich ihre alten Lebensversicherungs-Bestände verkaufen lassen. Generali will das Neugeschäft bei der deutschen Generali Leben Anfang des Jahres einstellen. Sie hat vier Millionen Policen mit Kapitalanlagen von mehr als 40 Milliarden Euro im Bestand. Hinter den sechs Millionen Verträgen von Ergo Leben und der Schwester Victoria stehen Kapitalanlagen von mehr als 60 Milliarden Euro. Das Neugeschäft von Ergo - vor allem mit kapitalgebundenen Versicherungen - läuft über eine neue Tochter.

Ergo will nach Angaben einer Sprecherin „möglichst bald“ die Grundsatzentscheidung über einen Verkauf des Portfolios oder eine interne Abwicklung fällen. Das Handelsblatt berichtete, Ergo habe Interessenten bis Mitte November um unverbindliche Gebote für die Bestände gebeten. Die Sprecherin betonte, es gehe immer noch darum, „ob ein Verkauf überhaupt eine tragfähige Option sein könnte“. Die Düsseldorfer Münchener-Rück-Tochter hatte die Unternehmensberatung Willis Towers Watson dafür angeheuert. Für Generali arbeitet die Investmentbank Morgan Stanley.

Banker und Manager aus der Branche sind aber skeptisch, ob die BaFin einen Verkauf so großer Bestände genehmigen würde. Das könne Jahre dauern. „Ob die BaFin Ergo und die Münchener Rück aus der Pflicht entlässt, ist längst nicht ausgemacht“, sagte ein Insider. „Die Hürden für einen Verkauf sind weiterhin sehr hoch“, hieß es in Aufsichtskreisen. BaFin-Exekutivdirektor Frank Grund hatte erst vor kurzem bekräftigt: „Wir werden die Belange der Versicherten wahren - nicht nur in finanzieller Hinsicht.“ Je größer der Bestand, desto größer seien auch die Anforderungen an einen Käufer, die Kunden und die Kapitalanlagen zu managen.

„Wir konnten schon in drei Fällen zeigen, dass die Bestände bei uns in guten Händen sind“, sagte Viridium-Chef Heinz-Peter Roß zu Reuters. „Wir können schneller, schlagkräftiger und in Summe effizienter sein als ein traditioneller Versicherer, bei dem das Managen inaktiver Bestände nicht im strategischen Fokus ist.“

Die BaFin hat bisher nur den Verkauf von fünf kleineren Beständen genehmigt, zuletzt den der Arag Leben. Ermutigt fühlen sich verkaufswillige Versicherer vor allem von der Erlaubnis für Viridium, den Bestand der ehemaligen Mannheimer Leben zu übernehmen, die 2002 von der gesamten Branche in Deutschland aufgefangen worden war. „Darauf haben alle gewartet“, sagte ein hochrangiger Manager. Denn die BaFin pochte stets darauf, dass die Kunden unter einem neuen Eigentümer nicht schlechter dran sind als vorher - ein Käufer der Ergo-Policen müsste also so kapitalstark sein wie die Münchener Rück.

Swiss Re und Cinven wollten sich nicht zu den Informationen äußern. Die Schweizer wollen das Geschäft mit der Verwaltung von Lebensversicherungs-Beständen aber erklärtermaßen ausbauen. Im Mittelpunkt steht für sie bislang Großbritannien. Resolution war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

„Kapital ist kein limitierender Faktor“, sagte ein Insider. So hatte der Abwickler Athene, hinter dem unter anderem der US-Investor Apollo steht und dem die frühere Deutschland-Tochter von Delta Lloyd gehört, hatte im Frühjahr 2,2 Milliarden Euro für Zukäufe in Europa eingesammelt. Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern klafften aber in solchen Fällen weit auseinander. „Ich bin skeptisch, dass Ergo und Generali einen attraktiven Preis bekommen“, sagte ein Branchenkenner.

 

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...