Finanzen

Faule Kredite: Euro-Finanzminister stellen sich gegen Italien

Eine Mehrheit der Euro-Finanzminister stellt sich hinter die Forderungen der EZB nach höheren Risikopuffern für faule Kredite.
08.11.2017 17:21
Lesezeit: 1 min

Die Finanzminister der Euroländer stellen sich hinter die von der Europäischen Zentralbank (EZB) verlangten höheren Kapitalreserven bei Banken für ausfallgefährdete Kredite. Es habe eine generelle Übereinstimmung für das Vorgehen der EZB-Bankenaufsicht gegeben, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem am Montagabend nach einem Treffen mit seinen Euro-Amtskollegen in Brüssel, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.

Italiens Finanz- und Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan hat den jüngsten Vorstoß der EZB-Bankenwächter kurz danach öffentlich kritisiert. Das Vorhaben „überschreitet die Grenzen der Aufsicht“, sagte Padoan nach einem Treffen der Finanzminister. „Wir sind absolut dafür, dieses Problem anzugehen, das Banken von der Kreditvergabe abhält.“ Es müssten aber vernünftige Methoden und Zeitpläne zum Einsatz kommen.

Banken in der Euro-Zone schleppen als Hinterlassenschaft der Finanz- und Wirtschaftskrise immer noch etwa 844 Milliarden Euro an faulen Krediten mit sich herum. Damit nimmt tendenziell die Bereitschaft der Banken ab, neue Darlehen an Unternehmen auszugeben, was das Wirtschaftswachstum bremst. Die EZB-Aufseher hatten erst kürzlich neue Richtlinien veröffentlicht, wie Geldhäuser künftig mit neuen Problemkrediten umzugehen haben. Der Vorstoß war in Italien auf heftige Kritik gestoßen, wo befürchtet wird, dass die Banken zu sehr belastet werden. Notenbank-Insider hielten es zuletzt für möglich, dass deswegen die Richtlinien für den Umgang mit dem Altbestand eher milde ausfallen könnten.

Italiens Notenbankchef Ignazio Visco warnte am Montag vor der Einführung zu scharfer Vorgaben zum Abbau fauler Kredite. Jedwedes Vorgehen müsse „einen schwierigen Ausgleich finden zwischen dem Ziel, die Behebung des Problems der faulen Kredite zu beschleunigen, und dem Ziel, die Finanzstabilität zu bewahren“, sagte Visco auf einer Veranstaltung in Madrid.

In der Euro-Zone entfällt etwa ein Viertel des etwa 844 Milliarden Euro großen Berges an faulen Krediten auf Institute aus Italien. Visco zufolge sollte die Aufsicht keine Vorgaben machen, die einen Verkauf von Problemdarlehen seitens der Banken zur Folge hätte. Marktpreise für solche Darlehen würden Visco zufolge dann fallen und Ressourcen in die Hände weniger Spezialinvestoren wandern. „Diese Art der Politik würde die Eigenmittel der Banken zu einer Zeit angreifen, in der Kapital aufzunehmen immer noch schwierig sein kann – was die anhaltende Erholung gefährdet,“ warnte er.

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