Finanzen

Analysten skeptisch: Tesla stellt elektrischen Lastwagen vor

Tesla hat am Donnerstag einen vollelektrischen Schwerlaster vorgestellt. Analysten sind skeptisch.
17.11.2017 14:29
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Elektroauto-Hersteller Tesla will traditionellen Herstellern auch bei Nutzfahrzeugen das Wasser abgraben. Tesla-Chef Elon Musk stellte am Donnerstagabend (Ortszeit) in Los Angeles ein vollelektrisches Schwerlaster-Modell Tesla Semi vor, berichtet Reuters. Die Gesamtkosten pro Meile – Kaufpreis einschließlich Stromverbrauch, Versicherung und Wartung – seien bei einem Diesel-Lkw 20 Prozent höher als beim Tesla-Laster, erklärte Musk.

Wichtige Details wie den Kaufpreis und die Ladekapazität des Herausforderers von Freightliner, der führenden US-Marke von Platzhirsch Daimler, blieb Musk jedoch schuldig. Auch blieb offen, wo der für 2019 geplante Elektrotruck gebaut werden soll.

Daimler oder MAN arbeiten schon länger an Elektrolastwagen, allerdings maximal bis 26 Tonnen Gewicht. Die Serienproduktion des mittelschweren E-Lasters plant Mercedes-Benz für 2020. MAN will 2021 elektrische LKWs für den Stadtverkehr in größeren Stückzahlen bauen. 40-Tonner mit Stromantrieb wären den Herstellern zufolge dagegen noch viel teurer als Diesel-LKWs, denn es müssten sehr große Batterien eingebaut werden, die schwer sind und den Laderaum verkleinern. Zudem sind die Reichweiten derzeit vielen Kunden zu gering – steht ein LKW oft, etwa zum Aufladen, häufen sich auch die Kosten. Und Speditionen rechnen mit sehr spitzem Bleistift. „Elektromobilität ist für den innerstädtischen Verteilerverkehr vorstellbar“, sagt Branchenexperte Wolfgang Bernhart von Roland Berger. „Für Langstrecken-LKWs sehe ich das nicht.“

Der Tesla Semi könnte beim zulässigen Gesamtgewicht von rund 36 Tonnen und Durchschnittstempo auf der Autobahn 500 Meilen (800 Kilometer) am Stück schaffen, erklärte Musk. Die Batterie könne innerhalb von 30 Minuten Strom für 400 Meilen Reichweite laden, während gleichzeitig die Ladung gelöscht werde. Der Tesla-Brummi hebt sich mit einer windschnittigen Fahrerkabine vom Design her von der Konkurrenz ab. Der Fahrer sitzt in der Mitte, flankiert von großen Bildschirmen an jeder Seite. Großflächige Scheiben ermöglichen weiten Rundumblick.

Analysten fürchten unterdessen, Tesla könnte sich mit dem Projekt übernehmen, da der defizitäre Autobauer derzeit schon Schwierigkeiten mit der Massenproduktion des Alltagswagens Model 3 hat. Erst vor wenigen Wochen war das ganze Ausmaße des Chaos in der Produktion bekannt geworden.

George Galliers vom Analysehaus Evercore ISI schrieb: „Es besteht das Risiko, dass die Produkte das Management vom überaus wichtigen Model 3 ablenken.“ Karl Brauer, Herausgeber von Autotrader, kommentierte die Show mit den Worten: „Elons Effekthascherei bleibt intakt, auch wenn die Geduld der Model-3-Kunden schwindet.“ Tesla könnte auch bei den Nutzfahrzeugen ein Spitzenprodukt anbieten – vorausgesetzt, sie könnten auch produziert und verkauft werden. „Letzteres lässt Tesla Motors im Unklaren, das macht es schwer, darin mehr zu sehen als ein Was-wäre-wenn-Konzeptauto.“

Tesla erwirtschaftet seit Jahren fast ausschließlich Verluste und wird einzig von den Geldgebern über Wasser gehalten. Der Aktienkurs des Unternehmens legte auf Sicht eines Jahres von etwa 200 Dollar auf 300 Dollar zu. Bei den Anlegern kamen Musks Pläne indes gut an: Der Aktienkurs stieg vor Börsenbeginn um gut zwei Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...