Finanzen

Tausende protestieren bei Siemens gegen Stellenabbau

An mehreren Siemens-Werken finden Protestaktionen gegen den geplanten Stellenabbau statt.
17.11.2017 15:59
Lesezeit: 1 min

Bei Siemens läuft die Protestwelle gegen den Abbau von fast 7.000 Arbeitsplätzen und die Schließung mehrerer Werke an. In Offenbach protestierten am Freitag rund 600 Mitarbeiter und Gewerkschafter gegen die Abbaupläne für die Kraftwerks-Sparte, durch die sie allein dort 700 Stellen gefährdet sehen, berichtet Reuters. Siemens hatte angekündigt, die Projektabwicklung in Erlangen zu bündeln, die bisher auf Wien, Offenbach und Erlangen verteilt ist. „Es ist schon ein starkes Stück, 700 Leute einfach so auf die Straße zu stellen“, sagte Tanja Scorrano, die nach eigenen Angaben seit fast 27 Jahren für Siemens arbeitet, zu Reuters TV. Offenbachs Oberbürgermeister Horst Schneider (SPD) sagte: „Dieser Standort hat immer noch eine Existenzberechtigung in diesem Weltkonzern Siemens.“

Siemens bereitet sich mit dem Stellenabbau auf die erwartete Nachfrage-Flaute nach Turbinen für konventionelle Kraftwerke vor. Doch noch vor kurzem hatte die Sparte für einen Großauftrag aus Ägypten Überstunden geschoben. „Die Division macht Gewinn ohne Ende. Eine Betriebsschließung kann man nicht nachvollziehen in der jetzigen Lage“, sagte Mitarbeiter Jochen Weiss. „Wir sind ausgelastet.“

Siemens spricht nicht von einer Schließung in Offenbach. „Aber de facto wird das einfach von Erlangen aufgesogen werden“, sagte ein IG-Metall-Sprecher. Auch Siemens-Personalchefin Janina Kugel hatte sich skeptisch gezeigt, dass viele Mitarbeiter zum Umzug an einen anderen Standort bereit seien. Das Stammwerk von Siemens im fränkischen Erlangen ist mehr als 200 Kilometer von Offenbach entfernt.

Die größte Kundgebung fand am Freitag in Berlin statt. Dort versammelten sich vor der Siemens-Zentrale in Siemensstadt nach Angaben der Gewerkschaft mehr als 1.200 Mitarbeiter. „Wir lassen uns von Joe Kaeser nicht den Industriestandort Berlin zerstören“, sagte der Berliner IG-Metall-Bevollmächtigte Klaus Abel an die Adresse des Siemens-Chefs. In Görlitz, wo das Werk mit 720 Beschäftigten ebenso wie jenes in Leipzig geschlossen werden soll, gab es eine Mahnwache.

In Erfurt verließen einige hundert Mitarbeiter unter Pfiffen und Buhrufen eine Belegschaftsversammlung. Siemens will einen neuen Eigentümer für das Werk suchen, in dem zurzeit rund 500 Menschen arbeiten. Doch Arbeitnehmervertreter sind skeptisch, dass sich ein Käufer findet.

Die nächsten Protestaktionen sind für kommenden Donnerstag (23. November) in Berlin geplant. Die IG Metall erwartet mehr als 2500 Demonstranten vor dem Tagungshotel, in dem die jährliche Betriebsräteversammlung stattfindet. Auf dem Treffen soll auch Personalchefin Kugel auftreten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.