Politik

Deutschland finanziert Minen-Räumung in Syrien

Das Auswärtige Amt stellt mehrere Millionen Euro zur Verfügung, damit in Syrien Sprengminen entfernt werden können.
19.11.2017 01:52
Lesezeit: 2 min

Die Bundesregierung finanziert Sprengfallenräumungen in Syrien. Die Durchführung erfolgt durch das US-Unternehmen TetraTech.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Das Auswärtige Amt stellt 10 Millionen Euro für die Räumung von Sprengfallen in der ehemaligen syrischen ,Hauptstadt’ des IS, Rakka, zur Verfügung. Die Räumung von Sprengfallen unmittelbar nach Ende der Kampfhandlungen ist Voraussetzung, um den Zugang von humanitärer Hilfe und Stabilisierungsaktivitäten zu ermöglichen. Das Auswärtige Amt unterstützt deshalb das Sprengfallenräumen in vom IS befreiten Gebieten in Syrien.

Auch in der nordsyrischen Stadt Manbij und der Stadt Tabqah in der Provinz Rakka unterstützen wir die US-Aktivitäten zur Sprengfallenräumung mit bislang 2 Millionen Euro. Diese Mittel wurden im Rahmen eines Memorandum of Understanding mit dem US State Department zur Verfügung gestellt. Nunmehr steht die Unterzeichnung eines weiteren MoUs für Sprengfallenräumung in Rakka bevor.

Um einen schnellen Beginn dieser Räumarbeiten sicherzustellen und die Voraussetzungen für humanitäre Hilfe und Stabilisierungsmaßnahmen zu schaffen, hat das Auswärtige Amt sich entschieden, TetraTech über ein Memorandum of Understanding mit dem US Department of State mitzufinanzieren.

Zusätzlich zu den oben genannten Maßnahmen prüft das Auswärtige Amt derzeit die Förderung von Maßnahmen des humanitären Minen- und Kampfmittelräumens. Mögliche Umsetzungspartner sind spezialisierte NGOs, die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Deutschland ist in diesem Bereich einer der größten Geber weltweit.”

Nach Angaben des Minenaktionsdiensts der UN (UNMAS) leben 3,6 Millionen Syrer in Gebieten, die mit Sprengfallen und weiteren Sprengstoffen kontaminiert sind. Zu dieser Problematik führte UNMAS im November 2016 eine Umfrage mit syrischen Zivilisten durch. Der Umfrage zufolge sollen sich 47 Prozent der verseuchten syrischen Gemeinden in der Provinz Aleppo befinden. 91 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Ackerland belastet sei. 700 Gemeinden meldeten die Anwesenheit von Landminen, 400 Gemeinden meldeten explosive Kriegsüberreste und 150 von ihnen bestätigten das Vorhandensein von Bomben mit Fallschirmsprengung.

Mine Action berichtet, dass sich die Umfrage ausschließlich auf die Aussagen der syrischen Bürger stützte. Die Ergebnisse müssen daher in Zukunft in technischen Untersuchungen durch geschultes Minenräum-Personal direkt bestätigt werden. Doch im Juni 2017 erhöhte die UNMAS ihre Schätzung bezüglich der Zahl der Menschen, die in verseuchten Gebieten leben, auf 6,5 Millionen.

Tetra Tech war in der Vergangenheit mit der Ausbildung von Syrern im Bereich der Sprengfallen-Entschärfung tätig. Vor allem in den kurdischen Gebieten im Norden des Landes wurden Personen ausgebildet. Mining Action berichtet: „Eine Minenräumungsorganisation namens Rojava Mine Cleaning Organisation (RMCO) wurde 2016 mit technischer Unterstützung der YPG gegründet. Sie hat ihren Sitz in der Stadt Ras al Ain/Sara Kani in der Provinz Hasaka”.

Die Türkei hatte dagegen protestiert, dass Kurden-Milizen der YPG, die der syrische Ableger der PKK sind, eine Sprengstoffausbildung erhalten. „Das Center for Civilians in Conflict (CIVIC) berichtet auch, dass die türkischen Behörden und einige internationale NGOs darüber besorgt sind, dass Schulungen zur Kampfmittelbeseitigung den Auszubildenden das Wissen und die Ausrüstung zur Herstellung von unkonventionellen Spreng- oder Brandvorrichtungen (EIDs) vermitteln könnten”, so Mine Action.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Deutlicher Kursrutsch nach Zoll-Einigung zwischen USA und China – jetzt Gold kaufen?
12.05.2025

Der Goldpreis ist am Montagmorgen unter Druck geraten. Der Grund: Im Zollkonflikt zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie bricht ein: Strategischer Umbau und politische Entwicklungen belasten – Chance zum Einstieg?
12.05.2025

Die Rheinmetall-Aktie ist am Montag eingebrochen. Nach dem Rheinmetall-Allzeithoch am vergangenen Freitag nehmen die Anleger zum Start in...

DWN
Politik
Politik Friedensoffensive: Selenskyj lädt Putin zu persönlichem Treffen in die Türkei ein
12.05.2025

Selenskyjs persönliches Gesprächsangebot an Putin in der Türkei und sein Drängen auf eine sofortige, 30-tägige Feuerpause setzen ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Entspannung im Handelskrieg? China und USA nach Genf optimistisch
12.05.2025

Bei ihren Zollgesprächen haben China und die USA nach Angaben der chinesischen Delegation eine „Reihe wichtiger Übereinstimmungen“...

DWN
Politik
Politik Hoffnung auf neue Gespräche: Putin bietet Verhandlungen mit Ukraine an
12.05.2025

Wladimir Putin schlägt überraschend neue Verhandlungen mit der Ukraine vor – doch Kiew und der Westen setzen ihn mit einem Ultimatum...

DWN
Technologie
Technologie Das Ende von Google? Warum SEO dennoch überleben wird
12.05.2025

Künstliche Intelligenz verändert die Online-Suche radikal – doch wer jetzt SEO aufgibt, riskiert digitalen Selbstmord.

DWN
Politik
Politik Großbritanniens leiser EU-Kurs: Rückkehr durch die Hintertür?
12.05.2025

Offiziell betont die britische Regierung unter Premierminister Keir Starmer weiterhin die Eigenständigkeit Großbritanniens nach dem...