Finanzen

Rufe nach Ende des Anleihe-Kaufprogramms mehren sich

Die Rufe in der EZB nach einem Ende des Anleihekauf-Programms mehren sich. Tatsächlich dürfte ein Ausstieg schwierig werden.
02.12.2017 22:03
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In der EZB-Führung werden die Rufe nach einem Ende der umstrittenen Anleihekäufe im nächsten Jahr lauter. Die Preisstabilität in der Euro-Zone sei nicht mehr in Gefahr, sagte der niederländische Notenbankchef Klaas Knot am Mittwochabend. Die Inflationsdaten zeigten, dass das Risiko einer gefährlichen Abwärtsspirale nicht mehr gegeben sei, berichtet Reuters. „Der Hauptgrund für den Einsatz des Anleihekaufprogramms existiert damit nicht mehr.“

Auch Bundesbank-Chef Jens Weidmann fordert eine rasche Beendigung der Staatsanleihen-Käufe. In die gleiche Richtung zielten erst kürzlich Äußerungen von Estlands Notenbank-Chef Ardo Hansson und des französischen EZB-Direktors Benoit Coeure.

Die Europäische Zentralbank hatte auf ihrer Oktober-Zinssitzung zwar beschlossen, wegen der verbesserten Konjunktur die Anleihetransaktionen ab Januar auf 30 Milliarden Euro pro Monat zu halbieren. Die Käufe, mit denen die Währungshüter die Konjunktur und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation anschieben wollen, werden dafür aber bis mindestens Ende September 2018 verlängert.

Weidmann war für ein klares Enddatum der Käufe eingetreten – für seine Position fand sich damals aber keine Mehrheit im Rat. Er sieht unter anderem die Gefahr, dass mit zunehmender Dauer der Käufe die Grenze zwischen Geldpolitik und Finanzpolitik immer mehr verwischt wird. Die Notenbanken drohten ins Schlepptau der Finanzpolitik zu geraten, wie er am Mittwochabend in Essen sagte.

Knot forderte nun von September 2018 an ein vollständiges Auslaufen der Bondkäufe. Das Programm sei hinfällig. Ähnlich äußerte sich kürzlich Coeure im Handelsblatt: „Das Umfeld verbessert sich, Preisdruck baut sich auf und wir brauchen die monatlichen Käufe immer weniger. Daher können wir hoffen, dass die im September beschlossene Verlängerung des Programms die letzte war.“ Hansson ist zwar etwas vorsichtiger. Aber auch aus seiner Sicht sollte die EZB bei passender Konjunktur ihre Anleihekäufe nach September 2018 beenden. Eine Verringerung der Zukäufe auf null „sollte eine der Optionen sein, die auf dem Tisch liegen,“ sagte er am Dienstag.

Tatsächlich dürfte ein Ausstieg aus dem Programm schwierig werden. Der Hauptgrund des Programms besteht nämlich darin, die Finanzierungszinsen der überschuldeten Eurostaaten an den globalen Kapitalmärkten zu senken. Indem die EZB als potentieller Helfer und Käufer der Schuldscheine mit praktisch unbegrenzter Liquidität in Erscheinung tritt, werden die Renditeforderungen der Geldgeber an den Anleihemärkten – die sich am Ausfallrisiko des Landes orientieren – gedrückt und die Regierungen der betroffenen Staaten können sich günstiger verschulden. Fällt diese Unterstützung durch die EZB weg, könnte der Ausbruch einer neuen Schuldenkrise in Europa das Ergebnis sein. Bereits mehrfach hatten Spekulationen über das Ende des Programms in der jüngsten Vergangenheit zu Verwerfungen an den Anleihemärkten geführt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....