Politik

NEW 4.0: Energiewende auf norddeutsche Art

Das länderübergreifende Projekt soll zeigen, wie bis 2035 die gesamte Region mit regenerativem Strom versorgt werden kann.
23.12.2017 18:19
Lesezeit: 2 min

Das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg und rund 60 weitere Partner entwickeln in Hamburg und Schleswig-Holstein im Rahmen des Projektes „NEW 4.0“ innovative Energiesysteme der Zukunft. Zwei Projekte setzen auf Sektorenkopplung und versprechen damit, die Branche nachhaltig zu verändern.

In Hamburg und Schleswig-Holstein hat sich im Rahmen des Großprojekts NEW 4.0 eine Innovationsallianz aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zusammen gefunden. Über 100 richtungsweisende Einzelprojekte werden von den beteiligten Unternehmen realisiert. Auch das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) ist mit dabei, um die Ergebnisse des Großforschungsprojekts in Fachkreisen zu vermarkten. „Das Besondere an der NEW 4.0-Allianz ist die Vielfalt der beteiligten Partner. Mit so viel Kompetenz aus unterschiedlichen Branchen werden spannende Lösungsansätze entwickelt und umgesetzt – wie etwa das Hybridspeicherprojekt in Brunsbüttel oder die Power-to-Heat-Anlage in Hamburg.“

Pilotprojekt in Brunsbüttel: Power von einer Million Smartphone-Akkus

Innovativer Ansatz: Je nach Wetterlage schwankt das Angebot an Erneuerbaren Energien – das führt zu Frequenzschwankungen im Stromnetz. NEW 4.0-Partner Wind to Gas Energy will diese mit einem Batteriespeicherkraftwerk ausgleichen und das Netz stabilisieren. Zwei containergroße Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von einer Million Smartphone-Akkus ziehen je nach Netzsituation innerhalb von Millisekunden Strom aus dem Netz oder geben Strom ans Netz ab. Derzeit erforscht Wind to Gas auch weitere Nutzungsmöglichkeiten: So soll eine Power-to-Gas-Anlage in Kürze aus Windstrom Wasserstoff erzeugen. Dieser wird anschließend ins Erdgasnetz eingespeist und kann in anderen Energiesektoren wie Wärme und Mobilität genutzt werden. „Der Netzausbau hinkt hinterher, sodass derzeit oft Strom abgeregelt werden muss, wenn zu viel Wind herrscht. Mit der Power-to-Gas-Technologie muss man nicht abschalten. Der Überschuss wird in einen alternativen Energieträger umgewandelt – Wasserstoff, “ sagt Tim Brandt, Geschäftsführer von Wind to Gas.

Power-to-Heat im Hamburger Karolinenviertel: Windstrom wird zu Heizwärme

Aus alt mach neu: Auch das EEHH-Clustermitglied Vattenfall setzt auf Sektorenkopplung und baut seinen dreißig Jahre alten Elektrokessel im Hamburger Karolinenviertel zu einer Power-to-Heat-Anlage um. Damit nutzt das Unternehmen überschüssigen Strom, um ihn in Fernwärme umzuwandeln und das Stromnetz zu stabilisieren. „Mit unserer Power-to-Heat-Anlage können wir zukünftig Windstrom in Wärme zum Heizen umwandeln. Dadurch verringern wie die Nutzung fossiler Energien und CO2-Emissionen und leisten einen wichtigen Beitrag für das Gelingen der Energiewende in Hamburg“, sagt Projektleiter Bernd Gross. Die Anlage ist kurzfristig und flexibel einsetzbar und erzeugt heißes Wasser, beziehungsweise Wärme, die in das Fernwärmenetz eingespeist wird. Sie wird eine der größten Power-to-Heat-Anlagen Deutschlands und voraussichtlich im Sommer 2018 in Betrieb genommen.

Erneuerbare Energien in Zeiten der Digitalisierung

NEW 4.0 ist Teil des Förderprogramms „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Das länderübergreifende Großprojekt soll zeigen, wie bis 2035 die gesamte Region mit regenerativem Strom versorgt und die Energiewende intelligent vernetzt werden kann. Das Cluster EEHH und rund 60 weitere Projektpartner arbeiten daran, Musterlösungen für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung zu entwickeln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundesbank: Deutsche Exportwirtschaft verliert deutlich an globaler Stärke
14.07.2025

Die deutsche Exportwirtschaft steht laut einer aktuellen Analyse der Bundesbank zunehmend unter Druck. Branchen wie Maschinenbau, Chemie...

DWN
Immobilien
Immobilien Gebäudeenergiegesetz: Milliardenprojekt für 1,4 Billionen Euro – hohe Belastung, unklare Wirkung, politisches Chaos
14.07.2025

Die kommende Gebäudesanierung in Deutschland kostet laut Studie rund 1,4 Billionen Euro. Ziel ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen im...

DWN
Politik
Politik EU plant 18. Sanktionspaket gegen Russland: Ölpreisobergrenze im Visier
14.07.2025

Die EU verschärft den Druck auf Moskau – mit einer neuen Preisgrenze für russisches Öl. Doch wirkt die Maßnahme überhaupt? Und was...

DWN
Technologie
Technologie Datenschutzstreit um DeepSeek: Deutschland will China-KI aus App-Stores verbannen
14.07.2025

Die chinesische KI-App DeepSeek steht in Deutschland unter Druck. Wegen schwerwiegender Datenschutzbedenken fordert die...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 unter Druck – Sommerkrise nicht ausgeschlossen
14.07.2025

Donald Trump droht mit neuen Zöllen, Analysten warnen vor einer Sommerkrise – und die Prognosen für den S&P 500 könnten nicht...

DWN
Politik
Politik Wenn der Staat lahmt: Warum die Demokratie leidet
14.07.2025

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt eindringlich vor den Folgen staatlicher Handlungsunfähigkeit. Ob kaputte Brücken,...

DWN
Politik
Politik Fluchtgrund Gewalt: Neue Angriffe in Syrien verstärken Ruf nach Schutz
14.07.2025

Trotz Versprechen auf nationale Einheit eskaliert in Syrien erneut die Gewalt. Im Süden des Landes kommt es zu schweren Zusammenstößen...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersarmut nach 45 Beitragsjahren: Jeder Vierte bekommt weniger als 1300 Euro Rente
14.07.2025

Auch wer sein Leben lang gearbeitet hat, kann oft nicht von seiner Rente leben. Dabei gibt es enorme regionale Unterschiede und ein starkes...