Vor einigen Monaten kündigte Venezuelas Staatspräsident Nicolás Maduro die Einführung einer staatlichen Kryptowährung – dem Petro – an. Dies wurde als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen der USA verstanden und war wohl auch so gemeint. Nun hat Maduro verfügt, dass die neue Kryptowährung mit Öl-Reserven des Landes abgesichert wird. Dabei fragt man sich, ob auf diese Weise die drohende Staatspleite abgewendet werden kann.
Die Maßnahme der venezolanischen Regierung soll dazu dienen, die Finanzen des Landes zu konsolidieren. Maduro hat eine Verfügung erlassen, dass als Sicherheit für den Petro zu Beginn fünf Milliarden Barrel Öl (je 159 Liter) ausgewiesen werden. Nach eigenen Angaben verfügt Venezuela über Erdöl-Reserven von insgesamt 267 Milliarden Barrel. Auch in Zukunft sollen Diamanten- und Goldvorkommen als Sicherheit für die neue virtuelle Währung zertifiziert werden.
Im nationalen Fernsehen erklärte Maduro jüngst: „Mit diesem Dokument wird bestätigt, dass das zertifizierte Ayacucho Ölfeld No.1 in der Orinoco Petroleum Zone für die Kryptowährung Petro als Sicherheit dient.“ Der Staatschef ergänzte: „Jeder einzelne Petro ist durch ein Barrel Rohöl abgesichert.“ Darüber hinaus versprach der Präsident, dass die digitale Währung durch das ganze Land unterstützt werde. (…) Wir werden ein besonderes Team von Kryptowährungs-Experten zusammenstellen, sodass wir in der Lage sein werden in sämtlichen Regionen und Gemeinden unseres Landes schürfen können.
Der Präsident Venezuelas hat darüber hinaus zugesagt, die Arco Minero Goldlagerstätten der Orinoco Region ebenso wie die Diamantvorkommen des Landes als Sicherheit für den Petro einzusetzen. Der Zweck sei, so Maduro, die finanzielle Unabhängigkeit Venezuelas zu unterstützen, Transaktionen zu tätigen und die Wirtschaftsblockade gegen das Land abzuwehren. „Wir sind mit einem Finanzkrieg konfrontiert, der sich gegen unser Land richtet, und wir prangern dabei an, dass die Opposition dies leugnet. Dabei handelt es sich um Geschäftsleute, die von den Sanktionen Donald Trumps nicht betroffen sind“, wie Maduro weiter ausführt.
Von internationalen Beobachtern wird der Vorstoß Maduros als bizarrer Ausflug in die Welt der Kryptowährungen bezeichnet. Es sei nämlich nicht vollkommen klar, wie der Petro durch die nationalen Ressourcen des Landes abgesichert werden solle, denn ein zentrales Merkmal von digitalen Währungen sei es nun einmal, dass sie eben durch nichts abgesichert seien. Fast scheint es, als ob Maduro die internationalen Handelspartner Venezuelas damit verwirren wolle, er halte „den neuen Bitcoin“ in Händen.
In den Sommermonaten hatten die USA ihre Sanktionen gegen Venezuela verschärft und dies damit erklärt, die "Tyrannei" Maduros stoppen zu wollen. Der Präsident hatte Ende vergangenen Jahres angesichts der zerrütteten Wirtschaftslage angekündigt, die Schulden des Landes nicht wie vereinbart abbauen zu wollen. Zunächst solle die Situation breiter Bevölkerungsschichten in dem ölreichen Land verbessert werden. Medikamente und Nahrungsmittel sind Mangelware in dem ehemals wohlhabenden Staat. Darüber hinaus hat Venezuela mit einer extrem hohen Inflation zu kämpfen. Für das laufende Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Teuerungsrate von mehr als 1.600 Prozent.
Im Laufe des Jahres 2017 hat sich die politische und wirtschaftliche Krise in Venezuela weiter verschärft. Die dortige Zentralbank hatte erst im Frühsommer die Landeswährung Bolívar um 64 Prozent abgewertet. Über Nacht kostete ein US-Dollar statt 721 Bolivar auf einmal 2.010 Bolivar, was seit dem als offizieller Wechselkurs gilt. Damals hatten erneut zehntausende Menschen in der Hauptstadt Caracas gegen die Politik des sozialistischen Präsidenten Maduro demonstriert. Infolge der meist gewaltsame Proteste und dem harten Eingreifen der Sicherheitskräfte starben in diesem Zeitraum mehr als 50 Menschen.
Mit der Einführung des Petro kämpft die venezolanische Regierung offenbar wieder um den Zugang zum internationalen Zahlungsverkehr. Bitcoin ist als die weltweit bekannteste Kryptowährung in aller Munde, die in 2017 explosionsartig an Wert zugelegt hat. Allerdings leidet Bitcoin derzeit jedoch unter massiven Kursschwankungen. Innerhalb des Monats Dezember schlingerte der Kurs von etwa 10.000 US-Dollar über knapp 20.000 US-Dollar auf aktuell 14.300 US-Dollar. Nach Meinung des Wirtschaftwissenschaftlers Luis Olivero ist der venezolanische Petro mit der Absicherung durch Bodenschätze eigentlich gar keine klassische Kryptowährung, sondern handelt es sich dabei vielmehr um eine einfache Schuldverschreibung, die durch die Erdölreserven abgesichert werde.