Politik

Deutscher Handel mit Iran wächst seit Ende der Sanktionen rasant

Lesezeit: 1 min
02.01.2018 14:36
Der Handel zwischen Deutschland und dem Iran hat in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Reuters bringt eine interessante Analyse über die deutsch-iranischen Handelsbeziehungen:

Die Proteste im Iran werden in Deutschland genau verfolgt - nicht zuletzt in der Wirtschaft. Schließlich wächst der Handel mit der Islamischen Republik seit der Aufhebung der Sanktionen rasant, wenn auch auf niedrigem Niveau. "Im Augenblick wirkt sich das noch nicht aus", sagt der Geschäftsführer der Deutsch-Iranischen Handelskammer, Michael Tockuss, angesichts der Proteste gegen die Regierung im Iran mit mehreren Toten und zahlreichen Festnahmen. Geschäftsreisen seien nicht betroffen, da die Proteste bislang vor allem in den Provinzstädten stattfänden.

Nach der Beilegung des jahrelangen Streits über das iranische Atomprogramm wurden 2016 viele internationale Sanktionen beendet. Seither wächst der Handel mit Deutschland wieder kräftig. In den ersten zehn Monaten 2017 stiegen die deutschen Exporte in den Iran um rund 19 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro - gefragt sind vor allem Maschinen und Anlagen, Fahrzeuge und Chemie sowie Pharma- und Medizinprodukte. Umgekehrt legten die Importe aus dem Iran sogar um fast ein Viertel auf knapp 330 Millionen Euro zu. Deutschland kauft nicht nur Trockenfrüchte und Pistazien, sondern auch industrielle Vorprodukte, etwa für die Autoindustrie.

"Das Handelsvolumen lag einst bei fünf Milliarden Euro", sagt Tockuss. "Wenn wir mittelfristig wieder dorthin kommen, dann wäre das schon ein maximaler Erfolg." Denn gebremst werden die Wirtschaftsbeziehungen vor allem durch die nach wie vor schwierige Finanzierung. "Die großen Banken sind noch immer nicht bereit, das Iran-Geschäft anzufassen", sagt der Geschäftsführer. "Sie haben Angst vor möglichen US-Strafen."

Der Handelskammer zufolge gibt es viele Projektanfragen, etwa im Bereich der erneuerbaren Energien, die im Iran derzeit stark gefördert werden. "Für solche mittelfristige Investitionen eine Bankenfinanzierung zu bekommen, ist aber fast unmöglich", sagt Tockuss. Hinzu kommen Visa-Probleme. "Wenn iranische Geschäftsleute nach Deutschland kommen wollen, dauert es vier bis fünf Monate, ehe sie ein Visum erhalten", klagt der Geschäftsführer. "Das verhindert viele Geschäfte."

Die Wirtschaft des Schwellenlands ist dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge im vergangenen Jahr um 4,2 Prozent gewachsen. Ab diesem Jahr soll es zu Werten von 4,5 Prozent reichen. Angesichts der Spannungen im Verhältnis zu den USA und der gestiegenen Anfälligkeit des iranischen Bankensystems mahnt der IWF Reformen an. Banken müssten finanziell besser ausgestattet werden. Während der internationalen Sanktionen gegen den Iran litten die Banken unter der schwachen Konjunktur und der Einmischung der Regierung in die Kreditvergabe.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionen für deutschen Mittelstand: Hidden Champions kämpfen um Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt
24.12.2024

Investitionen für deutschen Mittelstand sind der Schlüssel, um die Innovationskraft der Hidden Champions zu stärken. Diese weltweit...

DWN
Panorama
Panorama Spendenbereitschaft Deutschland 2024: Einfluss von Einkommen und Alter auf die Spendenhöhe
24.12.2024

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist 2024 gesunken, trotz eines hohen Spendenvolumens von 12,5 Milliarden Euro. Der Rückgang...

DWN
Panorama
Panorama Klimawandel: 2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
24.12.2024

2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und markiert eine Rekordabweichung von über 1,5 Grad Celsius zum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Spritpreise: Drittteuerstes Tankjahr - 2025 könnte noch teurer werden
24.12.2024

Das Jahr 2024 war eines der teuersten Tankjahre aller Zeiten, kommendes Jahr sieht nicht besser aus: Zum 1. Januar steigt der C02-Preis von...

DWN
Politik
Politik Nach Amoklauf auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Sicherheitslücken und Staatsversagen - Ist die innere Sicherheit in Gefahr?
24.12.2024

Nach dem tödlichen Amoklauf in Magdeburg werden wiederholt Defizite bei der Sicherheitslage deutlich. Der Grünen-Politiker von Notz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: „Null-Bock-Tage“ im Job? Auszeiten im Arbeitsalltag – ein Arbeitsmodell für Deutschland?
24.12.2024

Der Krankenstand in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Und das nicht ohne Grund: „Einfach mal durchatmen“ ist für...

DWN
Technologie
Technologie Kirche und Künstliche Intelligenz: KI-Jesus im Beichtstuhl verblüfft Kirchenobere
24.12.2024

Avatar direkt in der Kirche: Eine Schweizer Kirche hat in diesem Jahr mit künstlicher Intelligenz einen sprechenden Jesus kreiert, der in...

DWN
Panorama
Panorama Inklusion im Fußball: Wie Manchester United mit Pflegeprodukten für Männer vorangeht
24.12.2024

Manchester United setzt mit der Einführung von Pflegeprodukten für Männer mit Blasenschwäche ein wichtiges Signal für Inklusion im...