Die türkische Zeitung Vatan titelt: „Die Türkei und Deutschland öffnen ein neues Kapitel”. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu habe bei seinem Besuch in Goslar betont, dass die Völker der Türkei und Deutschlands zwei stolze Völker seien, die sich Drohungen und politischem Druck nicht beugen würden. Es sei möglich die Zusammenarbeit auf der Grundlage des Dialogs und des gegenseitigen Verständnisses zu entwickeln.
„Wir sind nicht nur NATO-Partner mit Deutschland. Auch gegen ISIS gibt es eine enge Kooperation. In den Fragen unserer Region decken sich die Ansichten beider Länder eins zu eins. In Syrien, Jemen, Irak, Libyen und weiteren Aspekten vertreten beide Länder dieselbe Ansicht”, zitiert das Blatt den türkischen Außenminister.
Nach Angaben des staatlichen, türkischen Senders TRT hatten die Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei keinen großen Einfluss auf den türkischen Export nach Deutschland. Dieser ist 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 7,8 Prozent auf 14,9 Milliarden Dollar gestiegen.
Die Zeitung Hürriyet berichtet, dass Sigmar Gabriel als symbolisches Zeichen des guten Willens dem türkischen Außenminister im Rahmen des Treffens in Goslar türkischen Tee eingeschenkt habe. Gabriel habe die Flüchtlings-Politik der Türkei gelobt und als Beispiel auch die Aufnahme deutscher Flüchtlinge während der Nazi-Herrschaft genannt. Çavuşoğlu sagte daraufhin, dass die Türkei ein neues Kapitel eröffnen wolle, das auf gegenseitigem Vertrauen basiere.
Ensonhaber.com berichtet, dass der Grünen-Politiker Cem Özdemir unzufrieden mit der Annäherung zwischen der Türkei und Deutschland sei. „Nach dem Treffen, das die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei einen Schritt weiterbringen soll, kam die erste Reaktion von Cem Özdemir, der in Deutschland eine türkenfeindliche Politik betreibt”, so Ensonhaber.com.
Die Zeitung Akşam titelt: „Türkenfeind Cem Özdemir: ,Der politische und wirtschaftliche Druck gegen die Türkei muss beibehalten werden’”.
Dr. Süleyman Sezgin Mercan von der Başkent-Universität führt in einer Analyse der Nachrichtenagentur Anadolu aus: „Derzeit gibt es in der Türkei etwa 7.000 deutsche Unternehmen. Das weist auf eine wichtige und qualifizierte Zusammenarbeit hin. Wenn wir uns die Entwicklung anschauen, sehen wir, dass es in den 1980er Jahren nicht einmal 30 (deutsche Firmen, Anm. d. Red.) gab. Wir beobachten auch eine steigende Investitionstätigkeit türkischer Firmen in Deutschland (...). Die vergangenen Spannungen haben keine Auswirkungen auf die Geschäftswelt gehabt. Es wurde ein rationaler Standpunkt beibehalten (...). In Deutschland hatte die Wirtschaft Druck auf die Politik ausgeübt. Wir können sagen, dass der aktuelle Versuch einer Kehrtwende auf diesen Druck zurückzuführen ist”.
Eine wichtige Vorarbeit für die Annäherung zwischen Deutschland und der Türkei hatte der Vorsitzende der türkischen Heimatpartei (VP), Doğu Perinçek, geleistet. Anfang Dezember 2017 gab er eine Pressekonferenz im Bundestag. Er sagte: „Die Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland sind nun behoben. Unsere Beziehungen gehen weit über eine Freundschaft hinaus und gründen auf einer strategischen Partnerschaft. Deutschland ist der drittgrößte handelspolitische Partner der Türkei. Ein starkes Deutschland liegt im Interesse der Türkei. Eine Türkei, die von separatistischen und rückschrittlichen Terrororganisationen gereinigt wird, ist im Interesse Deutschlands. Die Sicherheit Deutschlands beginnt in der Türkei und andersherum. Wenn es den USA gelungen wäre, ein Kurdistan zu gründen, hätten die Amerikaner die Energiequellen Deutschlands unter Kontrolle gebracht.”
Perinçek hatte nach dem Putsch-Versuch vom 15. Juli 2016 auch eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen gespielt. Seitdem folgt der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan den Empfehlungen des VP-Chefs.