Söldner-Milizen haben laut Reuters eine gemeinsame Gegenoffensive in der Provinz Idlib begonnen, um von Regierungstruppen in den vergangenen Tagen eingenommene Gebiete zurückzuerobern. In der eigentlich zur Deeskalationszone erklärten Provinz tobten heftige Kämpfe, berichteten am Donnerstag Söldner-Sprecher und ein Informationsdienst der libanesischen Hisbollah-Miliz, die an der Seite der Regierungstruppen kämpft. Die sogenannte "Freie Syrische Armee" (FSA) erklärte über einen anonymen Sprecher laut Reuters, die Milizen hätten eine gemeinsame Kommandozentrale eingerichtet, um die Regierungsoffensive zurückzuschlagen und Gebiete im Nordosten der Provinz Hama sowie in Idlib wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warnte Moskau, die Angriffe der Regierungstruppen gefährdeten die von der Türkei, Russland und dem Iran angestoßenen Bemühungen um eine politische Lösung.
Bereits seit geraumer Zeit scheint die türkische Regierung ihre Kooperation mit Russland weniger stringent zu praktizieren als noch vor einigen Monaten.
Vor zwei Wochen hatten die von Russland und dem Iran unterstützten syrischen Regierungstruppen ihre Offensive in Idlib begonnen. Die Provinz an der türkischen Grenze wird vor allem von der Extremistengruppe Tahrir al-Scham, deren Kern die aus der al-Kaida stammende al-Nusra bildet. Die Türkei wirft Syrien und dessen Verbündeten vor, die Anwesenheit der Extremisten als Vorwand zu nehmen, um "gegen Zivilisten und moderate Rebellen" vorzugehen. In der Provinz leben derzeit schätzungsweise drei Millionen Menschen. Viele Söldner und Zivilisten sind vor der syrischen Armee nach Idlib ausgewichen oder dorthin gebracht worden. Die Türkei befürchtet, dass die Kämpfe eine neue Flüchtlingswelle über ihre Südgrenze auslösen könnten. Tatsächlich haben Söldner in der Vergangenheit Zivilisten immer wieder als menschliche Schutzschilder missbraucht. Sowohl Syrien als auch Russland erklären immer wieder, ihre Luftwaffen nähmen nur Extremisten und deren Einrichtungen ins Visier.
Erdogan habe Putin am Donnerstag in einem Telefonat gesagt, die Angriffe der syrischen Regierungstruppen in Idlib und in Ost-Ghuta müssten aufhören, hieß es aus dem türkischen Präsidialamt. Ansonsten könnten die gemeinsamen Bemühungen um eine politische Lösung nicht erfolgreich sein. Schon am Mittwoch hatten der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu Syriens Verbündete Russland und Iran aufgefordert, Druck auf die Führung in Damaskus auszuüben, damit die Angriffe aufhören. Auch die USA hatten Syrien gewarnt, gegen kurdische Milizen vorzugehen, die wiederum vom Westen unterstützt werden.
Die syrische Regierung wies die französische Kritik an der Offensive am Donnerstag zurück und erklärte, die Angriffe richteten sich gegen terroristische Gruppen, die von den Vereinbarungen zur Reduzierung der Kämpfe ausgenommen seien. Die staatlichen Medien Syriens warfen Frankreich vor, die tatsächliche Situation in den ländlichen Gebieten Idlibs zu ignorieren. Die Armee kämpfe dort "für eine Befreiung vom Terrorismus der Nusra-Front und anderer terroristischer Organisationen". In einer Erklärung des Außenministeriums wird zudem der auch von Frankreich erhobene Vorwurf bestritten, die Armee greife Zivilisten und Krankenhäuser an.