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Der britische Bauriese Carillion ist am Ende. Das Unternehmen beantragte am Montag seine sofortige Zwangsauflösung, nachdem Verhandlungen mit Banken und der britischen Regierung über eine Übergangsfinanzierung gescheitert waren, wie Carillion mitteilte. Der Konzern beschäftigt rund 20.000 Menschen in Großbritannien und erzielte 2016 einen Umsatz von 5,2 Milliarden Pfund (damals rund 6,1 Milliarden Euro). Weltweit beschäftigt Carillion rund 43.000 Mitarbeiter.
Carillion hatte Bloomberg zufolge im Juni 2017 bereits langfristige Schulden von 900 Millionen Pfund angesammelt. Zudem habe der Konzern ein Defizit von fast 600 Millionen Pfund in der Pensionskasse zu verzeichnen. Erst vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch einen Schuldschein über 112 Millionen Pfund platziert. Die Investoren werden sich nun auf herbe Verluste einstellen müssen.
Das Unternehmen ist nicht nur im Bausektor tätig, sondern bietet auch zahlreiche Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Wartung an. Dabei ist es ein großer Auftragnehmer der britischen Regierung. Wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf das Unternehmen berichtete, liefert Carillion täglich mehr als 32.000 Schulessen aus und ist für Hausmeister-Dienstleistungen von 875 Schulen verantwortlich. Im Bausektor erhielt Carillion erst im vergangenen Sommer den Auftrag, an einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke mitzubauen.
Die Regierung werde nach der Insolvenz weiterhin alle öffentlichen Dienstleistungen aufrecht erhalten, teilte Premier Theresa Mays Kabinettschef David Lidington mit. „Es ist bedauerlich, dass Carillion nicht in der Lage war, passende Lösungen mit seinen Gläubigern zu erzielen“, sagte er. „Aber von den Steuerzahlern kann nicht erwartet werden, eine private Firma zu retten.“
Nach dem Zusammenbruch gerät die britische Regierung unter Druck. Sie solle erklären, warum Minister neue Aufträge im Volumen von 1,3 Milliarden Pfund (1,46 Milliarden Euro) an das Unternehmen vergeben hätten, obwohl es bereits in ernsten finanziellen Schwierigkeiten gesteckt habe, forderte die Opposition. Die Zukunft Hunderter großer Bauprojekte ist damit ungewiss.
Carillion baute und betreibt für den Staat unter anderem Hospitäler, Gefängnisse, Verteidigungsanlagen und Bahnstrecken. Aus diesem Grund springt die Regierung ein und zahlt die Gehälter der Beschäftigten weiter, die für eines der 450 öffentlichen Projekte arbeiten.
Die Opposition aus Labour und Liberaldemokraten will nun Klarheit über das weitere Vorgehen der Regierung in dem Pleitefall. Laut Daten über Regierungsaufträge erhielt Carillion nach einer ersten Gewinnwarnung im Juli noch Verträge im Umfang von 1,3 Milliarden Pfund. Der Labour-Politiker Jon Trickett erklärte, schon seit sechs Monaten hätten alle Alarmglocken schrillen müssen. Die Regierung müsse nun offenlegen, ob sie ihren Kontrollpflichten nachgekommen sei. Nach Angaben von Verteidigungsminister Gavin Williamson wollte die Regierung wegen der Carillion-Pleite noch am Montag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.