Finanzen

Investoren kaufen verstärkt riskante Unternehmens-Anleihen

Lesezeit: 2 min
22.01.2018 17:49
Investoren stecken seit Jahresbeginn immer mehr Geld in hochriskante Unternehmensanleihen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wenig kreditwürdige Unternehmen konnten in den ersten Wochen des laufenden Jahres in hohem und stark steigendem Umfang neue Schulden aufnehmen. Wie die Financial Times berichtet, ist der Umfang ausfallgefährdeter „High Yiels“-Anleihen seit Jahresbeginn im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Drittel angestiegen. Inzwischen erkennen Beobachter Anzeichen für eine Hysterie in dem riskanten Markt.

Seit Jahresbeginn wurden demnach riskante Papiere im Volumen von etwa 15 Milliarden Dollar über die US-Kapitalmärkte an Investoren verkauft – rund 32 Prozent mehr als zur gleichen Zeit im Jahr 2017 und so viel wie zuletzt im Jahr 2014, berichtet Dealogic. Der Gesamtumfang des Marktes beläuft sich inzwischen auf etwa 1,3 Billionen Dollar.

Die starke Nachfrage nach High Yield-Anleihen hat dazu geführt, dass die Renditen auf ein Niveau gesunken sind, welches zuletzt im Sommer 2007 kurz vor Ausbruch der Finanzkrise beobachtet werden konnte, wie aus Daten der Bank of America hervorgeht.

Derzeit beträgt der durchschnittliche Zinsaufschlag für riskante Unternehmen gegenüber Anleihen von solide bewerteten Unternehmen nur noch 335 Basispunkte (3,35 Prozent). Der Hauptgrund für die gestiegene Risikobereitschaft dürfte die verzweifelte Suche vieler Anleger nach Profit im immer noch expansiven geldpolitischen Umfeld sein.

Dabei ist zu bedenken, dass zu den Käufern der Papiere nicht nur Banken, Hedgefonds und Privatanleger – sondern auch Rentenfonds gehören, welche das ihnen von den Kunden anvertraute Geld möglichst gewinnbringend investieren wollen.

Einige Beobachter sprechen angesichts der Entwicklung bereits von einer beginnenden Hysterie und allzu großer Sorglosigkeit der Anleger. „Angesichts der Renditeunterschiede und den Vorgängen im Markt muss man von einer typischen irrationalen Überschwänglichkeit und Euphorie sprechen“, wird ein Analyst von Diamond Hill von der FT zitiert. „Wir befinden uns in einem Markt, der viele von uns perplex zurücklässt. Wenn wir Sitzungen haben, dann gibt es viele Ideen, was wir verkaufen wollen aber kaum Ideen was wir mit Blick auf den Markt kaufen wollen“, sagt ein Analyst von PineBridge Investments.

Mehrere Anleihe-Begebungen der vergangenen Tage im riskanten Bereich waren sehr nachgefragt. Dazu gehört etwa die Aufnahme von 1,4 Milliarden Dollar durch den Verlag Meredith oder eine Neuverschuldung der Sandwich-Kette Arby’s in Höhe von 485 Millionen Dollar. Für die Meredith-Anleihen soll sich die Gesamtnachfrage auf etwa 8 Milliarden Dollar belaufen haben. Die Zinssätze beider Papiere liegen bei etwa 6,8 Prozent.

„Als Studenten der Wirtschaftswissenschaften wissen wir, dass die guten Zeiten nicht für immer anhalten. Zyklen kommen und gehen und viele Indikatoren zeigen uns derzeit an, dass wir in den letzten Ausläufern des gegenwärtigen Wirtschaftsaufschwunges sind. Wenn die nächste Rezession unweigerlich kommt, werden die hochverschuldeten und schwachen Unternehmen ein großes Problem haben“, sagt ein Analyst von Guggenheim Investments.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionen für deutschen Mittelstand: Hidden Champions kämpfen um Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt
24.12.2024

Investitionen für deutschen Mittelstand sind der Schlüssel, um die Innovationskraft der Hidden Champions zu stärken. Diese weltweit...

DWN
Panorama
Panorama Spendenbereitschaft Deutschland 2024: Einfluss von Einkommen und Alter auf die Spendenhöhe
24.12.2024

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist 2024 gesunken, trotz eines hohen Spendenvolumens von 12,5 Milliarden Euro. Der Rückgang...

DWN
Panorama
Panorama Klimawandel: 2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen
24.12.2024

2024 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und markiert eine Rekordabweichung von über 1,5 Grad Celsius zum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Spritpreise: Drittteuerstes Tankjahr - 2025 könnte noch teurer werden
24.12.2024

Das Jahr 2024 war eines der teuersten Tankjahre aller Zeiten, kommendes Jahr sieht nicht besser aus: Zum 1. Januar steigt der C02-Preis von...

DWN
Politik
Politik Nach Amoklauf auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Sicherheitslücken und Staatsversagen - Ist die innere Sicherheit in Gefahr?
24.12.2024

Nach dem tödlichen Amoklauf in Magdeburg werden wiederholt Defizite bei der Sicherheitslage deutlich. Der Grünen-Politiker von Notz...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: „Null-Bock-Tage“ im Job? Auszeiten im Arbeitsalltag – ein Arbeitsmodell für Deutschland?
24.12.2024

Der Krankenstand in Deutschland bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Und das nicht ohne Grund: „Einfach mal durchatmen“ ist für...

DWN
Technologie
Technologie Kirche und Künstliche Intelligenz: KI-Jesus im Beichtstuhl verblüfft Kirchenobere
24.12.2024

Avatar direkt in der Kirche: Eine Schweizer Kirche hat in diesem Jahr mit künstlicher Intelligenz einen sprechenden Jesus kreiert, der in...

DWN
Panorama
Panorama Inklusion im Fußball: Wie Manchester United mit Pflegeprodukten für Männer vorangeht
24.12.2024

Manchester United setzt mit der Einführung von Pflegeprodukten für Männer mit Blasenschwäche ein wichtiges Signal für Inklusion im...