Die EU-Kommission hat wegen Marktmissbrauchs eine Geldbuße von fast einer Milliarde Euro gegen den US-Chiphersteller Qualcomm verhängt. Qualcomm habe seine "marktbeherrschende Stellung" bei einer bestimmten Chipsorte ausgenutzt, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch in Brüssel zur Begründung. Das Unternehmen soll demnach den Technologie-Giganten Apple fünf Jahre lang dafür bezahlt haben, ausschließlich Qualcomm-Chips in seinen Geräten zu verbauen. Die Strafe beläuft sich auf 997 Millionen Euro.
Qualcomm will die Strafe anfechten, wie Reuters berichtet.
In einer Vereinbarung mit Apple aus dem Jahr 2011 habe sich das Unternehmen aus dem kalifornischen San Diego zu erheblichen Zahlungen dafür verpflichtet, dass Apple in seinen iPhones und iPads ausschließlich Qualcomm-Chipsätze verwendet, erklärte die EU-Kommission. 2013 sei die Vereinbarung bis Ende 2016 verlängert worden. Sowohl die Verbraucher als auch der Wettbewerb seien durch das Verhalten des Unternehmens beeinträchtigt worden.
Konkurrenten seien dadurch in rechtswidriger Weise mehr als fünf Jahre lang vom Markt für sogenannte LTE-Basisband-Chipsätze ausgeschlossen worden. Diese sorgen in vielen Smartphones und Tablets für die Funkverbindung.
Qualcomm ist auf dem Weltmarkt mit Abstand der größte Anbieter von Prozessorchips für Smartphones und Tablets. Die Geldbuße entspricht 4,9 Prozent des Umsatzes von Qualcomm im Jahr 2017. Für Qualcomm ist die Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter ein weiterer schwerer Rückschlag. Das Unternehmen sieht sich derzeit mit einem feindlichen Übernahmeversuch des US-Rivalen Broadcom konfrontiert. Zudem liefert sich Qualcomm seit Monaten einen Rechtsstreit mit seinem wichtigen Kunden Apple.