Politik

Venezuela: Hugo Chavez ist tot, Goldman Sachs trauert

Der Tod von Hugo Chavez trifft den Markt für Staatsanleihen hart: Der totalitäre Herrscher von Venezuela hat alle Staatsschulden pünktlich bezahlt und damit Goldman Sachs und anderen Investoren sagenhafte Gewinne beschert. Nun wird eine Abwertung der Währung, des Bolívar erwartet. Es droht die Staatspleite. Die Geschichte ist ein Menetekel für alle Staatsschuldner der Welt.
05.03.2013 23:07
Lesezeit: 2 min

Hugo Chavez, der legendäre Staatschef von Venezuela, starb am Dienstag im Alter von 58 Jahren. Das teilte sein Stellvertreter, Nicolas Maduro, mit. Er erlag seinem Krebsleiden.

Die Nachricht von seinem Tod hat auch in Kreisen der großen Investment-Bank für Bestürzung gesorgt. Allerdings weniger aus Pietät, sondern weil Investments in venezolanische Staatsanleihen ein sensationelles Geschäft waren.

Sie folgten der Regel, die Larry Fink von BlackRock 2011 laut aussprach, obwohl dies eher als ein gut gehütetes Geheimnis gilt: „Die Märkte mögen totalitäre Regime.“

Trotz der ausgerufenen Sozialistischen Revolution hat sich Chavez an eine eiserne Regel der Finanzmärkte gehalten: Schulden sind da, um bezahlt zu werden. Die Gläubiger verstehen keinen Spaß und halten so lange still, so lange gezahlt wird.

Chavez, der in seiner Amtszeit mehr als 1.000 Firmen verstaatlichte und mit seinen spektakulären Gold-Rückholungen für Furore sorgte, wusste nämlich genau, wer sein Regime am besten stützt: Die Gläubiger, die ihm Geld für seine Politik liehen, indem sie die Staatsanleihen von Venezuela kauften.

Allein Goldman Sachs machte mit Bonds von Venezuela einen sagenhaften Profit von 681 Prozent. Mit jährlichen Renditen von 12,8 Prozent in den vergangenen drei Jahren überbot der Growth & Emerging Markets Debt Fund von Goldman seine Konkurrenten um 90 Prozent.

Sara Zervos von OppenheimerFunds, die ebenfalls hochzufrieden mit dem Schuldner Chavez waren, sagte dem Nachrichtendienst Bloomberg: „Chavez hat nicht viel Gutes für sein Land getan. Aber er hatte das Ziel, seine Schulden zu bedienen. Keine einzige Zahlung ist jemals ausgefallen. Wir hatten dieselben Interessen.“

Russell Dallen von Caracas Capital Markets sieht das Ende der Party gekommen: Dallen erwartet, dass sich die Zinssätze nach Chavez Tod denen der Nachbarstaaten angleichen werden. Andere Investoren sagen, dass Chavez niemals einen Schuldenschnitt vorgenommen hätte.

Die drückende Schuldenlast könnte dies für die Nachfolger von Chavez unausweichlich machen. Sam Finkelstein von Goldman erwartet harte Zeiten, und er hält eine Staatspleite nach dem Tod von Chavez für „wahrscheinlicher“.

Chavez hat seine Schulden im Übrigen auch nicht gezahlt, weil er so ein korrekter Geschäftsmann war: Er war in den Händen der Gläubiger, die nicht zögern würden, etwa venezolanische Öl-Tanker zu beschlagnahmen, um ihr Geld wiederzubekommen.

Nun wird über eine Abwertung des venezolanischen Bolívar spekuliert, um die Spirale nach unten zu bremsen. Auswirkungen auf den Ölpreis sind denkbar.

Die Abhängigkeit des großspurigen Hugo Chavez ist auch eine Erinnerung an die EU-Führer: Sie sind von niemandem so abhängig wie von ihren Gläubigern, die ihnen mit massiven Krediten ihre politischen Programme finanziert haben. Alle ideologischen Kämpfe gegen die Finanzwirtschaft sind Schattenkämpfe. Hugo Chavez hat den Crash für sein Land vermieden, weil er ein disziplinierter Schuldner war. Damit die Wahrheit ans Licht kommt, braucht es allerdings nicht den physischen Tod des Schuldners. Der Bond-Markt ist bei übermäßigen Schuldnern unerbittlich: Er hält nur so lange still, so lange gezahlt wird. Die Sicherheiten von Venezuela waren die Rohstoffe des Landes.

Die Beschwörung eines politischen Konstrukts wie das des Euro als Friedensbringer lässt die Gläubiger dagegen kalt. Eiskalt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...