Politik

Troika-Forderungen abgelehnt: Zypern will sich selbst retten

Lesezeit: 1 min
07.03.2013 00:09
Zypern will den Besuch der „Men in Black“ - alias Troika - verhindern und sich selbst sanieren. Ein Solidaritätszuschlag auf Zinserträge, Privatisierungen und eine Verkleinerung des Bankensektors sollen dabei helfen.
Troika-Forderungen abgelehnt: Zypern will sich selbst retten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Zypern hat zwar einer unabhängigen Überprüfung der nationalen Kontrollen zur Bekämpfung der Geldwäsche zugestimmt. Wichtig sei aber in jedem Fall, dass Zypern weiterhin die ultimative Kontrolle über die Anwendung der Gesetze zum Bankengeheimnis behalte, so der Chef der zypriotischen Zentralbank, Panicos Demetriades: „Wir werden keine Evaluation akzeptieren, die nicht die Vertraulichkeit der Informationen über Investoren schützt.“

Aber auch andere strenge Forderungen, die mit einem internationalen Bailout verbunden sind, werden von der neuen zypriotischen Regierung abgelehnt. Vor allem die massive Verkleinerung des Bankensystems und die umfangreiche Beteiligung der Gläubiger und Kontoinhaber an einer Sanierung des Finanzsystems stoßen weiterhin auf Widerstand (hier). Panicos Demetriades forderte in einem Gespräch mit dem WSJ kreative Lösungen.

Von einer rückwirkenden Besteuerung der Einlagen von über 100.000 Euro hält Demetriades ebenfalls nichts. „Alles was rückwirkend gemacht wird, bedeutet, die Menschen zu betrügen“. Und die Furcht vor einer starken Beteiligung an der Sanierung der zypriotischen Banken hat der EZB zufolge bereits zu einem Rückgang der Geldeinlagen um 2,1 Prozent im Januar geführt. Aus diesem Grund schlägt Demetriades, der auch Mitglied des EZB-Rates ist, vor, einen „besonderen Solidaritätsbeitrag für Zypern“ zu erheben. „Eine Besteuerung der Zinserträge mit zehn Prozent beispielsweise würde erhebliche Einnahmen für den Staat generieren“, so der Zentralbankchef. Er schätzt, dass dies 150 Millionen Euro zusätzlich im Jahr bedeuten würde.

Der Beitrag solle dann auf drei Jahre angelegt werden, was dem zeitlichen Rahmen eines internationalen Rettungspaketes entspricht. Dies könnte auch für Menschen gelten, die keine zypriotischen Bürger sind, und würde das Vertrauen der Investoren in das Bankensystem nicht untergraben. Zusätzlich wäre eine Schrumpfung des zypriotischen Bankensektors um 20 Prozent innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre denkbar, sagte Demetriades. Mit weiteren Einnahmen aus Privatisierungen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro könnte man durch diese Maßnahmen dem Zentralbankchef zufolge fast ein eigenes Rettungspaket schnüren.

Zumindest aber erhofft sich Demetriades, dadurch die Forderungen der Troika etwas abzuschwächen, um dann tatsächlich Ende März ein mögliches internationales Rettungspaket schnüren zu können. Denn die durch die vorgeschlagenen Maßnahmen generierten, zusätzlichen Einnahmen entsprechen noch lange nicht auf die für ein Bailout veranschlagten, notwendigen 17 Milliarden Euro.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand geht in Rente: Der große Mangel an Nachfolgern - Wie viele übergabereife Unternehmen stehen bald vorm Aus?
04.01.2025

Viele deutsche Mittelständler finden keinen geeigneten Nachfolger und sehen sich perspektivisch zur Geschäftsaufgabe gezwungen, denn...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarzarbeit: Schattenwirtschaft auf Höchststand - Immer mehr Schwarzarbeiter durch das Bürgergeld?
04.01.2025

Keine Sozialversicherungsbeiträge, keine Lohnsteuer – stattdessen das Geld bar auf die Hand: Wachstumsschwäche, Arbeitslosigkeit und...

DWN
Politik
Politik Streit um das Warten auf Arzttermine in Deutschland
04.01.2025

Vor allem beim Facharzt machen gesetzlich Versicherte die Erfahrung, dass sie bis zum Termin oft lange warten müssen. Privatversicherte...

DWN
Panorama
Panorama Revolutioniert ein neues KI-Tool den Buchmarkt?
04.01.2025

Media Control verfügt über große Datenmengen zum Buchhandel im deutschsprachigen Raum. Algorithmen sollen sie analysieren und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rekord bei Erwerbstätigen 2024, doch trübe Prognose für 2025
04.01.2025

Die Erwerbstätigenzahl in Deutschland hat 2024 einen historischen Höchststand erreicht – ein Erfolg, der täuscht. Während...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Schwarzarbeit in Deutschland: Fast 500 Milliarden Euro Umsatz
04.01.2025

Seit 2021 steigt die Schwarzarbeit in Deutschland kontinuierlich an. Im vergangenen Jahr wurden geschätzte 433 Milliarden Euro schwarz...

DWN
Technologie
Technologie Windows 10: Millionen PCs in Deutschland benötigen einen Update
04.01.2025

Nach fünf Jahren steht im Jahr 2025 erneut ein größeres Update bei Windows-PCs an. Die Geräte einfach mit Windows 10 weiterlaufen zu...

DWN
Panorama
Panorama Gurken, Chemnitz, Abstinenz: Was 2025 angesagt sein könnte
04.01.2025

Neues Jahr, neue Trends: Wird der Dry January nun aufs ganze Jahr ausgeweitet? Welche Farbe ist «in»? Essen wir nun alle ganz viele...