Finanzen

EU will europäischen Energiemarkt für Flüssiggas öffnen

Die EU-Kommission will die russische Dominanz im europäischen Energiemarkt verringern.
04.03.2018 17:58
Lesezeit: 1 min

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Nach Auffassung der EU-Kommission sollte russisches Erdgas auch weiterhin über die Ukraine auf den europäischen Markt geleitet werden. Zudem ist sie der Auffassung, dass der Bau der Pipeline Nord Stream 2 nicht nötig ist. Denn ab dem Jahr 2020 würde russisches Gas durch Flüssiggasimporte ersetzt werden können, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.

Diese Analyse steht in deutlichem Widerspruch zu den Berechnungen des Analysten Demostenes Floros. Ihm zufolge ist der Bau von Nord Stream 2 für die Energieversorgung Deutschlands von fundamentaler Bedeutung.

Bisher konnte die Erweiterung von Nord Stream 2 – die durch internationale Gewässer führt -  bilateral zwischen Russland und Deutschland verhandelt werden. Allerdings strebt die EU- Kommission eine Änderung der Gasrichtlinie an, um Einfluss auf das Projekt zu gewinnen.

Eine Sprecherin der EU- Kommission sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Die Kommission betrachtet diese Änderung der Gasrichtlinie als vorrangig, da sie Rechtsklarheit für alle Projekte in Drittländern schaffen wird, indem sie eine Rechtslücke schließt. Dennoch steht die Kommission weiterhin für Verhandlungen über die Betriebsbedingungen von Nord Stream 2 zur Verfügung. Die Kommission wird daher ihren Vorschlag für ein Verhandlungsmandat nicht zurückziehen und erwartet den Beschluss des Rates über ihre frühere Empfehlung, Verhandlungen mit Russland zu genehmigen.“

Hinter den Kulissen wird der Kampf um den Gasmarkt mit harten Bandagen ausgetragen. Die USA und Polen wollen Nord Stream 2 mit allen Mitteln verhindern. Polen möchte sich als Energiehub in der EU etablieren, die USA möchten ihr Flüssiggas nach Europa verkaufen. Dabei können die Amerikaner und die Polen mit der Unterstützung namhafter deutscher EU- Parlamentarier rechnen, die ebenfalls gegen Nord- Stream 2 Front machen. Mit EU- Steuergeldern subventionierte LNG-Terminals wurden oder werden in Polen und im Baltikum gebaut. Polen und die USA hoffen, konventionell gefördertes russisches Pipeline-Gas zunehmend zu verdrängen. Ab 2022 möchte Polen überhaupt kein russisches Gas mehr importieren.

Laut Demostenes Floros ist amerikanisches Flüssiggas nicht nur teurer, sondern auch nicht ausreichend, um das russische Gas adäquat zu ersetzen. Demnach bliebe die Frage unbeantwortet, ob und wie die Gasversorgung Europas mittel- und langfristig überhaupt sichergestellt werden kann. Zumal die Russen nach der Fertigstellung der „Altai- Pipeline“ die Möglichkeit haben werden, Erdgas, mit dem sie zur Zeit noch Europa versorgen, auch nach China zu liefern.

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