Politik

Neuer Streit: Nordeuropäer gehen auf Konfrontation mit der EU

Lesezeit: 1 min
07.03.2018 11:30
Im Norden Europas formiert sich eine Allianz, die Widerstand gegen eine vertiefte Integration der EU leisten will.
Neuer Streit: Nordeuropäer gehen auf Konfrontation mit der EU

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Acht nördliche EU-Länder um die Niederlande haben sich gegen die Pläne einer vertieften EU-Integration von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für die EU und die Eurozone gestellt. Nach dem EU-Ausstieg Großbritanniens sei die "Einheit" der dann noch verbleibenden 27 Mitgliedstaaten eine "entscheidende Stärke", die "geschützt" werden müsse, schreiben die Finanzminister aus Dänemark, Estland, Finnland, Irland, Lettland, Litauen, den Niederlanden und Schweden laut einer am Dienstag in Den Haag veröffentlichten Erklärung.

Die Debatten über die Zukunft der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion sollten daher von allen EU-Staaten gemeinsam geführt werden - auch von Staaten, die nicht der Eurozone angehören. Ohne Macrons Reformpläne zu erwähnen, warnen die acht Länder vor "weitreichenden Vorschlägen" und fordern stattdessen Reformen zur Stärkung der wirtschaftlichen Stabilität.

Macron und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker haben umfangreiche Pläne für eine Reform der EU und der Eurozone vorgelegt. Der französische Präsident fordert unter anderem einen gemeinsamen Haushalt für die Eurostaaten und einen europäischen Finanzminister.

Der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra erklärte, die acht nordeuropäischen Länder seien der Meinung, "dass starke Volkswirtschaften zu einem starken Europa führen". Der Anfang müsse aber auf nationaler Ebene gemacht werden. Dabei müssten die Mitgliedstaaten zunächst die bestehenden Regeln der Europäischen Union einhalten.

Um die Währungsunion zu stärken, müssten "Strukturreformen und der Stabilitäts - und Wachstumspakt umgesetzt werden", heißt es in dem Dokument. So könnten auch "finanzielle Puffer" in den nationalen Haushalten geschaffen werden, "die Raum für nationale Finanzpolitik lassen".

Bei einer Vertiefung der Zusammenarbeit sollten "weitreichende" Kompetenzen nur an die Europäische Union übertragen werden, wenn dies einen wirklichen Nutzen bringe. Die acht Länder fordern etwa eine Vollendung der Bankenunion und den Ausbau des Euro-Rettungsfonds ESM zu einem Europäischen Währungsfonds.

Die Hintergrund der Allianz, die die Niederlande und Irland geschmiedet haben, liegt in einem handfesten Konflikt mit der Europäische Union wegen der Steuerpolitik: Die EU-Kommission übt in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht scharfe Kritik an der "aggressiven" Steuerpolitik mehrerer EU-Mitgliedsländer. "Diese Praktiken untergraben die Gerechtigkeit und gleiche Wettbewerbsbedingungen auf unserem Binnenmarkt", erklärte Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici am Dienstag. Betroffen von der Zurechtweisung sind demnach Belgien, Zypern, Ungarn, Irland, Luxemburg, Malta und die Niederlande.

In vielen der genannten Länder befinden sich Firmensitze multinationaler Konzerne wie Google, Apple oder Facebook. Komplizierte Steuermodelle ermöglichen es den Konzernen, ihre Gewinne zu verschieben und hohe Steuerzahlungen zu vermeiden. Das erhöhe die Last für die europäischen Steuerzahler, sagte Moscovici. Zwar erkenne er die jüngsten Bemühungen einiger Länder zur Anpassung ihrer Steuermodelle an, doch müsse "offensichtlich" noch viel getan werden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...