Technologie

Google kauft von Universitäten in Europa positive Studien

Google finanziert europäische Universitäten und Think Tanks mit Millionen. Im Gegenzug liefern diese positive Studien, mit denen Google Politik machen kann.
16.03.2018 22:47
Lesezeit: 2 min

Mit mehreren zehn Millionen Euro hat das Internetunternehmen Google sich in europäische Universitäten und Think Tanks eingekauft. Das geht aus einer aktuellen Studie des NGO Campaign for Accountability (CfA) hervor. Danach investiert Google seit mehren Jahren intensiv in die Gründung und den Aufbau von universitären Forschungseinrichtungen, Instituten und Think Tanks, um auf diese Weise versteckten Einfluss auf politischer Entscheider nehmen zu können. Die Finanzierung dient dazu, dass die Wissenschaftler und Meinungsmacher der Institute und Think Tanks die Forschungen für das Unternehmen zu betreiben und Ergebnisse vorlegen, die im Interesse von Google sind. Google verwende die Studien dann, um politische Entscheidungen in Europa zu beeinflussen.

Die von Google finanzierten Institute verteilen sich quer über Europa. Unter anderem werden Institute und Forschungseinrichtungen in Großbritannien, den Benelux-Staaten, Polen und Frankreich gefördert. In Deutschland finanziert Google das Institut für Internet und Gesellschaft der Berliner Humboldt-Universität. Im vergangenen Jahr stellte es der Forschungseinrichtung neun Millionen Euro zur Verfügung. Zeitgleich gründete es in Großbritannien die Londoner Nesta-Stiftung. Beide Einrichtungen richteten im vergangenen Jahr Veranstaltungen aus, auf denen sich Google-Manager und Politiker aufeinander trafen. Zu den geladenen Gästen gehörte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Darüber steht Google in enger Beziehung zur EU-Kommission. Unter anderem beteiligte sich Google an der Finanzierung einer Studie, die maßgeblich für die Reform des Europäischen Wettbewerbsrechts war. In ihrem Fazit sprachen sich die Wissenschaftlicher und Juristen für eine Lockerung des Rechts auf geistiges Eigentum und für eine Nivellierung der Copyright-Vorgaben in der EU aus. Mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon sind diese Wettbewerbslockerungen im Jahr 2010 in Kraft getreten.

Im April 2010 musste sich Google mit dem Versuch, eine digitale Bibliothek aufzubauen vor US-amerikanischen Gerichten verantworten. Das Unternehmen hatte begonnen massenhaft Bücher einzuscannen. US-Fotografen klagten gegen das Unternehmen wegen Verletzung geistigen Eigentums. Das Verfahren wurde im Jahr 2016 vor dem obersten US-Gericht, dem Supreme Court, abgewiesen. Laut Supreme Court handelt handelt Google legal, wenn es Bücher mit einer Texterkennung scannt, die Daten durchsuchbar ins Netz stellt und kurze Ausschnitte als Suchergebnisse ausgibt.

Google hatte sich für das Einscannen weder die Zustimmung der Autoren noch anderer Rechteinhaber besorgt. Das Unternehmen hatte sich stattdessen auf den Grundsatz des „Fair Use“ berufen, der es in den USA zum Zweck der Wissenschaftsförderung erlaubt, unter Umständen fremde Werke ohne Erlaubnis der Rechteinhaber zu nutzen.

Diese Argumentation war sowohl erstinstanzlich als auch vom Berufungsgericht bestätigt worden. In ihrer Argumentation hatten sich die US-Richter an den Ausführungen zu US-amerikanischem und europäischen Wettbewerbsrecht orientiert.

Google hat außerdem enge Beziehungen zum Pentagon und den US-Geheimdiensten. In seinem Buch "Google meets Wikileaks" gibt Wikileaks-Gründer Julian Assange ein Begegnung mit dem damaligen Google-Chef Eric Schmidt wieder, in der Schmidt unumwunden einräumt, dass Google eng mit den US-Behörden kooperiert und darin auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag sieht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...