Siemens ist bei der Übernahme des französischen TGV-Herstellers Alstom einen entscheidenden Schritt weiter. Am Freitag sei die Vereinbarung unterschrieben worden, die die Einzelheiten der Fusion der Zug-Sparte von Siemens mit Alstom regelt, teilten beide Unternehmen mit. Verwaltungsratschef der künftigen Siemens Alstom wird Roland Busch, der im Vorstand von Siemens als Chief Technology Officer auch für das Zug-Geschäft verantwortlich ist. Sein Stellvertreter wird der französische Manager Yann Delabriere, der den Luftfahrt-Zulieferer Zodiac Aerospace führt und bereits im Verwaltungsrat von Alstom sitzt.
"Beide Unternehmen arbeiten intensiv und in sehr guter Atmosphäre miteinander daran, die nächsten Meilensteine zu erreichen", sagte Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge, der auch das fusionierte Unternehmen führen soll. Als größte Hürde gilt die Zustimmung der EU-Wettbewerbshüter. Siemens und Alstom wollen mit dem Zusammenschluss dem chinesischen Weltmarktführer CRRC Paroli bieten, der in Europa allerdings gerade erst Fuß fasst. Die Zustimmung der Alstom-Aktionäre, die sich im Juli treffen, gilt als Formsache. Der Münchner Industriekonzern hält eine knappe Mehrheit an Siemens Alstom und stellt sechs der elf Verwaltungsräte - einschließlich des Vorsitzenden.
Siemens versucht dabei die Fehler zu vermeiden, die man beim Zusammenschluss der Windkraft-Sparte mit der spanischen Gamesa gemacht hat. Bei Siemens Gamesa entwickelten sich bald Spannungen mit dem zweiten Großaktionär, dem spanischen Versorger Iberdrola, die noch anhalten. Dem Münchner Konzern, der unter Vorstandschef Joe Kaeser zu einem "Flottenverbund" mit unabhängigen Töchtern umgebaut werden soll, fehle noch die Erfahrung mit der "indirekten Führung", hieß es dazu in Unternehmenskreisen. Poupart-Lafarge betonte, die ersten Personalentscheidungen bei Siemens Alstom zeigten die "Balance in der Steuerung des künftigen Unternehmens".
Nach Protesten und Arbeitsniederlegungen in Frankreich hatte Siemens-Chef Joe Kaeser für die geplante Fusion geworben. "Siemens Alstom wird ein französisches Unternehmen sein", sagte Kaeser der Zeitung "Le Figaro" vom Freitag. Das Unternehmen werde seinen Sitz in Frankreich haben, an der französischen Börse notiert sein und einen "sehr kompetenten französischen Chef" haben.
Siemens hat eine Beschäftigungsgarantie für die französischen Standorte abgegeben, die aber auf vier Jahre befristet ist. Die französischen Gewerkschaften fürchten daher mittelfristig einen Verlust von Arbeitsplätzen. Sie kritisieren zudem, dass jährliche Einsparungen von rund 470 Millionen Euro geplant sind.