Einer der wichtigsten Treiber für den Aufschwung an den US-Aktienmärkte der vergangenen Jahre wird in den kommenden beiden Wochen wegfallen. Wie Bloomberg berichtet, dürfen US-Unternehmen 5 Wochen vor Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse zum ersten Quartal keine eigenen Aktien mehr zurückkaufen. Noch mindestens zwei Wochen sind demnach Rückkäufe eigener Aktien untersagt, weil erst dann die Berichtssaison startet.
Aktienrückkäufe werden von vielen Beobachtern als wichtigster Treiber für den Aufschwung an den Märkten identifiziert. Aufgrund der extrem expansiven Geldpolitik der großen Notenbanken konnten Unternehmen in den vergangenen Jahren praktisch für Nullzinsen Kredite aufnehmen, um damit eigene Aktien am Markt zu kaufen und so den Aktienkurs des eigenen Unternehmens zu stützen.
Bloomberg zufolge sind Rückkäufe die größte Quelle der Nachfrage nach Aktien in den USA. Aus einer Auswertung der Indizes Dow Jones und S&P 500 gehe hervor, dass Unternehmen in den vergangenen 9 Jahre eigene Aktien im Gesamtwert von etwa 4 Billionen Dollar zurückgekauft hatten.
Die auferlegte Zurückhaltung der Unternehmen fällt in eine Phase, die Ende Januar mit deutlichen Abverkäufen begonnen hatte und die sich durch höhere Schwankungen der Kurse auszeichnet. Es ist möglich, dass es deshalb in den kommenden zwei Wochen erneut zu stärkeren Verlusten kommt, weil die wichtigste Unterstützung nicht mehr vorhanden ist.
Dem Analysten David Kostin von Goldman Sachs zufolge war es kein Zufall, dass der erste große Verlust an den US-Märkten seit Monaten Ende Januar in einer Phase stattfand, in der die Unternehmen ebenfalls in Vorbereitung der Geschäftsergebnisse für das letzte Quartal 2017 waren und deshalb keine eigenen Aktien kaufen durften.
Anfang Februar hätten massive Rückkäufe dann dazu beigetragen, die fallenden Kurse zumindest zu bremsen. Goldman Sachs zufolge war die erste Februarwoche jene mit den höchsten jemals gemessenen Aktienhandelsumsätzen und Unternehmen seien damals „praktisch die einzigen Käufer“ gewesen, zitiert Bloomberg die Großbank.
Ein von Bloomberg befragter Analyst von JP Morgan hingegen glaubt nicht, dass die Enthaltsamkeit der Unternehmen eine tragende Rolle für die jüngsten Verluste spielt. Diese seien von „irrationalen Reaktionen“ auf die jüngst zwischen den USA, Europa und China entstandenen Handelsstreitigkeiten ausgelöst worden.