Finanzen

Japaner ziehen sich aus US-Staatsanleihen zurück

Japanische Gläubiger haben sich den fünften Monat in Folge aus US-amerikanischen Staatsanleihen zurückgezogen.
09.04.2018 17:16
Lesezeit: 2 min

Inmitten des eskalierenden Handelsstreits zwischen Peking und Washington belegen aktuelle Daten eine zunehmende Abkehr japanischer Gläubiger von den USA. Allein im Februar haben japanische Investoren unterm Strich US-Staatsanleihen im Wert von 3,6 Billionen Yen (33,7 Milliarden US-Dollar) verkauft, wie aus am Montag veröffentlichten Zahlen des japanischen Finanzministeriums hervorgeht. Die USA trifft dies an einem wunden Punkt. Erst vor wenigen Wochen hatten bloße Gerüchte über einen Rückzug des Rivalen China als Gläubiger die Zinsen auf US-Anleihen steigen lassen - und dadurch die Finanzierung von Washingtons Schuldenberg verteuert.

Zwar wurde im Februar der bisherige Rekord-Abverkauf der Japaner vom April 2017 nicht ganz erreicht. Damals wurden kurz nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Papiere im Wert von 3,7 Billionen Yen abgestoßen. Anders als damals handelt es sich nun aber um den fünften Abverkauf in Folge und damit um die längste Verkaufsserie seit Jahren. Mit einem Bestand von US-Staatspapieren im Volumen von rund 1,1 Billionen US-Dollar sind die Japaner die zweitgrößten ausländischen Gläubiger Washingtons; dicht hinter den Chinesen, die Papiere im Wert von 1,2 Billionen Dollar besitzen.

Zunehmende Unsicherheit treibe die Anleger aus US-Anleihen, sagte Masayuki Kichikawa, Stratege beim japanischen Vermögensverwalter Sumitomo Mitsui. Als Alternative wählten die Japaner zuletzt verstärkt deutsche und französische Papiere. Unterm Strich wurden im Februar rund 300 Milliarden Yen zusätzlich in deutsche Anleihen gesteckt sowie der doppelte Betrag in französische. Ein Grund dafür dürfte auch der stabile Wert des Euro sein, der seit Trumps Amtsantritt im Verhältnis zum Dollar um rund ein Fünftel zugelegt hat.

Der zugespitzte Handelsstreit zwischen den USA und China setzt den Dollar momentan zusätzlich unter Druck. Für japanische Besitzer von US-Staatsanleihen ist das ein besonders großes Problem, weil der Yen an den internationalen Finanzmärkten als sicherer Hafen gilt und sein Wert in unsicheren Zeiten meist kräftig zulegt. In Yen gemessen ist ein Wertverfall der US-Papiere aufgrund von Unsicherheit damit tendenziell besonders hoch.

Erst im Januar hatten Gerüchte, wonach China eine Reduzierung oder gar den Stopp seiner Käufe von US-Staatsanleihen erwäge, die US-Zinsen zusätzlich nach oben getrieben – ungeachtet einer schnellen Gegendarstellung aus Peking. Erst vergangene Woche erklärte Chinas Vize-Finanzminister Zhu Guangyao gegenüber dem US-Fernsehsender CNBC, man werde die Bestände an US-Papieren auf absehbare Zeit nicht reduzieren.

Zwar beäugt Peking neben dem handelspolitischen Konfrontationskurs Trumps auch dessen Steuerreform und Haushaltspolitik mit Argwohn, weil der US-Schuldenberg immer weiter steigt, für Peking ist die Lage aber vertrackt. Denn ein Kursverfall bei US-Papieren infolge von Verkäufen würde den Wert des verbleibenden Bestands stark reduzieren. Man würde sich also ins eigene Fleisch schneiden.

Daher könnten andere Wege gesucht werden, den USA zu schaden. Am Montag berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf mit der Sache vertraute Personen, China prüfe aufgrund des schwelenden Handelsstreits eine Abwertung der Landeswährung Yuan (Renminbi) als mögliches Druckmittel. Dies würde Chinas Produkte auf dem Weltmarkt billiger machen und dadurch der heimischen Exportindustrie helfen. Ein Nebeneffekt wäre zudem, dass der Wert der US-Papiere in Yuan gemessen steigen würde. Es sei aber noch vollkommen unklar, ob zu diesem Mittel gegriffen werde, hieß es.

US-Staatspapiere stehen seit dem Wahlsieg Trumps im November 2016 stark unter Druck. Im Gegenzug sind die Zinsen deutlich gestiegen, was für Washington die Finanzierung der Staatsverschuldung teurer macht. Im Februar hatte die Rendite 10-jähriger US-Anleihen mit 2,95 Prozent den höchsten Stand seit vier Jahren erreicht, was neben Zweifeln an Trumps wirtschaftspolitischem Kurs auch auf Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed zurückzuführen ist.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte Unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...