Finanzen

Hedgefonds wettet auf Ausbruch einer Schuldenkrise in Großbritannien

Der britische Hedgefonds Crispin Odey wettet mit riesigem Einsatz auf einen Preisverfall bei britischen Anleihen.
15.04.2018 22:18
Lesezeit: 2 min

Der britische Hedgefonds Crispin Odey wettet mit einer riskanten Wette auf einen Preisverfall bei britischen Staatsanleihen mit langer Laufzeit. Wie die Financial Times berichtet, hat der Fonds – welcher derzeit nur Vermögen in der Größenordnung von 173 Millionen Pfund verwaltet – selbst Schulden aufgenommen, um fast 270 Millionen Pfund auf sinkende Preise zu setzen. Sinken die Preise, steigen im Gegenzug die Zinsen der Papiere und der britische Staat muss mehr Geld für den Schuldendienst bezahlen.

Die Wette scheint ein letzter Versuch des Fonds zu sein, den Abfluss an Vermögen zu kompensieren, den Crispin Odey in den vergangenen Jahren erleiden musste. Im Jahr 2016 verlor der Fonds fast die Hälfte der damals noch etwa 2,5 Milliarden Pfund Vermögen. Im vergangenen Jahr gab es einen Verlust von 21,7 Prozent.

Crispin Odey spekuliert entweder auf den Ausbruch einer Schuldenkrise in Großbritannien oder auf ein deutliches Anziehen der Inflation, was ebenfalls zu sinkenden Preisen und steigenden Zinsen führen würde.

Tatsächlich sind die britischen Haushalte massiv verschuldet. Bereits jetzt können Millionen von ihnen einem Bericht des Guardian zufolge nur mit Hilfe ständiger Schuldenaufnahme über die Runden kommen, welche sich im Fall einer Straffung der Geldpolitik verteuern würden. Zudem besitzt eine Mehrheit der Briten einer Untersuchung zufolge praktisch keine Ersparnisse oder ist chronisch insolvent.

Auch die Inflation im Land ist seit dem Bekanntwerden des Austritts aus der EU im Juni 2016 merklich gestiegen, was sich in der Vergangenheit insbesondere in sinkenden Konsumausgaben der Bürger niedergeschlagen hatte.

Die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen sank in den vergangenen zehn Jahren. Noch im Jahr 2010 lag sie bei etwa 4,5 Prozent, wie aus Daten von Tradingeconomics hervorgeht. Seit etwa Mitte 2016 hat sie sich knapp unterhalb der Marke von 2 Prozent eingependelt.

An einer Investorentagung sagt der Fondsgründer Robin Crispin William Odey vergangenes Jahr: „Die britische Zentralbank hat Anleihen des Staates auch nach Aufkommen der mit dem Brexit zusammenhängenden Unsicherheit gekauft. Das hat jetzt zur Folge, dass die Bürger noch weniger sparen und stattdessen noch mehr Schulden aufnehmen. (…). Jetzt haben wir eine Situation, in der die Inflationsrate bei 3,1 Prozent liegt, der Staat darf seine Verschuldung jährlich aber nur um 1,5 Prozent steigern. Jetzt gibt es Druck, dass diese Schuldenobergrenze eingerissen wird, damit man bei steigender Inflation noch mehr Schulden machen darf“.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz? Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW auch nach endgültigem Ergebnis nicht im Bundestag
14.03.2025

Das endgültige Wahlergebnis steht fest: Das BSW verpasst den Bundestag knapp. Trotz zusätzlicher Stimmen bleibt die Partei unter der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...

DWN
Panorama
Panorama Vorsorge Gesundheit: Krankenkassen-Boni noch bis 31. März sichern
14.03.2025

Viele Krankenkassen fördern ein gesundheitsbewusstes Verhalten ihrer Versicherten mit Bonuszahlungen. Wer davon profitieren möchte,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die unsichtbare Enteignung: Wie Inflation unser Vermögen entwertet
14.03.2025

Inflation – die größte legale „Enteignung“ der Geschichte? Während Verbraucher unter steigenden Preisen ächzen, kassiert der...