Generationswechsel bei einer der traditionsreichsten Banken der Welt: Der 37 Jahre alte Alexandre de Rothschild soll zur Hauptversammlung im Mai Vorstandschef des Bankhauses Rothschild & Co werden, wie das Institut am Dienstag in Paris mitteilte. Alexandre de Rothschild rückt an die Stelle seines Vaters David de Rothschild, der nach 40 Jahren im Dienst des Familienunternehmens an die Spitze des Aufsichtsrats wechselt. Davids Cousin Eric de Rothschild, der dem Gremium seit 2012 vorstand, tritt zur Seite, bleibt aber Mitglied des Aufsichtsrats, berichtet AFP.
Der 37-Jährige arbeitet seit 2008 für die von seinen Vorfahren gegründete Bank. Zuvor war er unter anderem in New York und London für Bear Stearns und die Bank of America als Investmentbanker tätig.
Das Institut geht auf den Frankfurter Juden Mayer Anselm Rothschild zurück, der zunächst als Antiquitäten- und Münzhändler arbeitete und Ende des 18. Jahrhunderts mit Bankgeschäften begann. In ihrer langen Geschichte gelang es den Bankiers der Familie immer wieder, zu Financiers von Fürsten- und Königshöfen zu avancieren. Legendär ist ihre Beteiligung an der Finanzierung des britischen Krieges gegen Napoleon.
Die Bank mischt heute mehr denn je als Berater bei vielen Fusionen und Übernahmen sowie Börsengängen mit und findet sich in den sogenannten „League Tables“ regelmäßig auf einem der vorderen Plätze. Beratungshäuser wie Rothschild, Lazard und Perella Weinberg betonen ihre Unabhängigkeit, weil sie den Unternehmen nicht zugleich Finanzierungen oder andere Dienstleistungen verkaufen wollen. Mit diesem Modell sind sie in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Das Institut beschäftigt rund 3.500 Mitarbeiter, die Kunden in mehr als 40 Ländern betreuen.
Wie die Financial Times berichtet, vollzieht sich der Generationenwechsel zu einer Zeit boomender Geschäfte. Möglich ist deshalb, dass der Nachfolger die Rothschild-Bank bald in unruhigeren Fahrwassern führen muss.
In den vergangenen Jahren boten zahlreiche Übernahmen und Fusionen sowie Börsengänge ergiebige Geschäftsmöglichkeiten für die Bank. Das Volumen der weltweiten Übernahmen und Fusionen lag in den vergangenen vier Jahren stets über der hohen Marke von 3 Billionen Dollar.
„Rothschild war immer bekannt dafür, dass die Partner sich eng geschlossen um David de Rothschild gruppierten. Alexandre erbt das Geschäft nun am Höhepunkt des Marktes. Wenn es zu einem Abschwung kommt, muss er es schaffen, die Partner an Bord zu halten, obwohl er ihnen weniger zahlen kann“, wird ein namentlich nicht genannter Banker eines Rothschild-Konkurrenten zitiert. Auch Alexandre de Rothschild selbst sagte, „dass der Höhepunkt des Geschäftszyklus möglicherweise erreicht ist.“
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