Der Autobauer Opel hat die Verträge mit allen seinen europäischen Händlern gekündigt. Das berichtet der Online-Dienst „Motor-Talk“. Betroffen sind rund 1600 Autohäuser, davon 385 in Deutschland. Nächste Woche werden sich die Unternehmensspitze und die Interessenvertreter der europäischen Händler, das European Retail Board, in Rüsselsheim treffen, um einen neuen Vertrag auszuhandeln. Dieser soll ab 2020 gelten. Mitte Mai werden Opel und der „Verband Deutscher Opel-Händler“ (Frankfurt) über die deutsche Fassung des Vertrags verhandeln.
Mit den neuen Bedingungen sollen die Leistung und die Profitabilität des Handels gesteigert werden, sagte am Dienstag ein Opel-Sprecher. Die neuen Verträge sollen leistungsbezogener ausfallen als bisher. Vor allem sollen die tatsächlichen Absatzzahlen der Händler stärker ins Gewicht fallen. Im Gegenzug sollen viele Mindeststandards abgeschafft oder gesenkt werden, beispielsweise die Größe der Verkaufsräume. Gegenwärtig liegt die Umsatzrendite der Opel-Händler bei 1,1 Prozent – weit unter dem Branchendurchschnitt von 1,6 Prozent (2017).
In der Vergangenheit haben auch andere Auto-Hersteller die Verträge mit ihren Händlern aufgehoben. Vor drei Jahren kündigte Toyota seinen 500 Neuwagenhändlern in Deutschland. Nur 400 bekamen anschließend einen neuen Kontrakt. Zum 31. März dieses Jahres kündigte VW seinen 3500 Händlern europaweit und kündigte gleichzeitig an, sein Händlernetz spürbar auszudünnen – wie viele Autohäuser keinen neuen Vertrag erhalten, steht noch nicht fest. Bei Opel könne von einer Ausdünnung des Vertriebsnetzes allerdings keine Rede sein, so Jürgen Keller. Nur zwölf (das entspricht drei Prozent) der 385 Händler in Deutschland würden keinen neuen Vertrag bekommen, sagte der Chef von Opel-Deutschland dem Fachmagazin „Autohaus“.
Letztes Jahr sank der Absatz des Autobauers um fünf Prozent. Derzeit befindet sich das Unternehmen in der Sanierung. Mit Kurzarbeit und Abfindungen von bis zu 275.000 Euro versucht der Autobauer, den Überschuss an Personalkapazität zu senken. Für die rund 18.000 Mitarbeiter in Deutschland besteht bis Ende des Jahres Kündigungsschutz. Carlos Tavares, der Chef des Opel-Mutterkonzerns PSA (zu dem darüber hinaus Peugeot und Citroen gehören), hat das Ziel ausgegeben, Opel zum ersten Mal im neuen Jahrtausend in die schwarzen Zahlen zu führen. Dafür hat er das Motto „maximaler Druck“ ausgegeben.
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