Finanzen

US-Sanktionen lösen Schocks auf den Rohstoff-Märkten aus

Lesezeit: 2 min
20.04.2018 17:10
Die Sanktionen der USA gegen des russischen Aluminium-Hersteller Rusal haben zu erheblichen Verwerfungen an den Rohstoffmärkten geführt. Auch deutsche Unternehmen sind betroffen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die von der US-Regierung Anfang April gegen den russischen Aluminiumkonzern Rusal erlassenen Sanktionen haben zu erheblichen Verwerfungen an den weltweiten Rohstoffmärkten geführt. So stiegen nicht nur die Preise für Aluminium und Aluminiumoxid, sondern auch für Metalle wie Nickel und Palladium, bei deren Förderung Russland eine starke Position auf den Weltmärkten hat.

Der Preis für Aluminium ist seit Bekanntgabe der Sanktionen am 6. April um rund 23 Prozent gestiegen, berichtet die Financial Times. Der Preis für Aluminiumoxid – ein wichtiges Vorprodukt zur Herstellung von Aluminium – ist seitdem sogar um etwa 80 prozent angestiegen. Inzwischen hat die starke Teuerung dazu geführt, dass sich Produzenten und Händler in Panikkäufen mit strategischen Vorräten eindecken, weil sie weitere Preissteigerungen erwarten.

Auf Rusal entfallen rund 6 Prozent des globalen Aluminium-Angebots. Das Unternehmen stellt zudem rund 2,5 Prozent des weltweit angebotenen Aluminiumoxids her – sein Verbund von Raffinerien jedoch steht jedoch für etwa 6 Prozent des weltweiten Angebots.

Die Sanktionen gegen Rusal spielen zudem eine Rolle bei den aktuellen Preissteigerungen von Industriemetallen wie Nickel und Palladium. Russland spielt in diesen Märkten eine wichtige Rolle und Beobachter erwarten offenbar, dass weitere Sanktionen der USA auch zu Preissteigerungen in diesen Bereichen führen könnten.

Etwa 40 Prozent des weltweit geförderten Palladiums entfällt auf russische Produzenten. Unternehmen aus Russland kontrollieren darüber hinaus fast 20 Prozent der weltweiten Kaliumsalz-Produktion, etwa 12 Prozent der Platinförderung, rund 10 Prozent der Nickelförderung und etwa 5 Prozent der Stahlproduktion. Die Nickelpreise stiegen seit dem 6. April um deutlich über 10 Prozent, ebenso wie jene für Palladium.

Der deutsche Industrieverband WirtschaftsVereinigung Metalle warnt unterdessen, dass auch deutsche Unternehmen von den Sanktionen gegen Rusal indirekt betroffen sind. In einer Stellungnahme schreibt die Vereinigung:

Die deutsche Nichteisen(NE)- Metall- bzw. Aluminiumindustrie befürchtet, dass sich durch die Sanktionen erhebliche Marktverschiebungen in Deutschland ergeben, die sich durch die gesamte Lieferkette ziehen könnten. Es drohen Lieferengpässe bei Rohaluminium bzw. Aluminiumoxid und Preissteigerungen.

Unter den sanktionierten Personen befindet sich Rusal-Präsident Oleg Deripaska. Das hat zur Folge, dass Aluminium in Rohform oder Tonerde von der Firma Rusal mit einem de facto Embargo belegt wird. Aufgrund von Rusals wichtiger Marktposition könnte sich aus dieser Entwicklung ein Versorgungsengpass in der EU und Deutschland einstellen. Denn im Jahr 2017 wurden 744.853 Tonnen Aluminium in Rohform (nicht legiertes) nach Deutschland importiert. Davon kamen 233.267 Tonnen aus Russland. Somit wurden 31 Prozent des gesamten im Jahr 2017 nach Deutschland eingeführten Rohaluminiums aus Russland importiert, ein großer Anteil davon durch Rusal.

Auch auf europäischer Ebene sind die Lieferbeziehungen zu Russland intensiv. Russland ist mit knapp 1,6 Mio. Tonnen Rohaluminium der größte EU-Importeur. Weiterhin wird das Vermögen der Personen und Firmen, die auf der Sanktionsliste sind, eingefroren. US-Bürgern sind geschäftliche Beziehungen mit den sanktionierten Personen und Firmen verboten. Darüber hinaus können auch Nicht-US-Bürger Ziel von Sanktionen werden, falls sie wissentlich „signifikante Transaktionen“ im Auftrag der blockierten russischen Personen oder Unternehmen unterstützen. Die Begrifflichkeit „signifikante Transaktionen“ wird fallspezifisch bestimmt. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei den US-Maßnahmen um Primärsanktionen und nicht um Sekundärsanktionen. Das bedeutet, dass Personen direkt von den Sanktionen betroffen sind und nicht indirekt. Welche Auswirkungen sich aber im Einzelnen ergeben, muss noch geklärt werden.

Die WVMetalle geht davon aus, dass die Sanktionen einen erheblichen Einfluss auf die Handelsströme zwischen Deutschland/Europa und Russland haben werden. Die EU ist ein Netto-Importeur von Rohaluminium und Tonerde. Die Sanktionen könnten Marktverschiebungen für alle Marktteilnehmer zufolge haben, die in der gesamten Lieferkette zu spüren sind. Damit wären auch große Abnehmerbranchen wie die Automobilindustrie von den Auswirkungen betroffen. Bereits in den ersten Tagen nach Bekanntgabe der Sanktionen waren signifikante Preissteigerungen bei den Rohstoffen Aluminium und Tonerde im Börsenhandel zu erkennen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steigende Kaufkraft in Deutschland 2025: Studie sieht große regionale Unterschiede
15.01.2025

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage soll die Kaufkraft der Deutsche laut einer Studie 2025 leicht steigen. Vor allem höhere Löhne...

DWN
Politik
Politik Kalifornien untersagt Immobilienspekulation in Brandgebieten
15.01.2025

Kalifornien verbietet Immobilienspekulation in Brandgebieten. Gouverneur Newsom will Angebote unter Marktwert für drei Monate untersagen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unmotivierte Arbeitnehmer: Nur 48 Prozent der Deutschen geben am Arbeitsplatz ihr Bestes
15.01.2025

Nicht nur die Wirtschaft schwächelt in Deutschland, auch die Arbeitsmoral der Arbeitnehmer. Ein weltweiter Vergleich zeigt: Nicht einmal...

DWN
Politik
Politik EPA: Elektronische Patientenakte kommt - Lauterbach betont Sicherheit der E-Patientenakte
15.01.2025

Die EPA (Elektronische Patientenakte) wird in Arztpraxen eingeführt - zunächst nur in Testregionen, später bundesweit....

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...