„SEO ist wie eine Versicherung“ – und ein Ende von Google nicht in Sicht
Die digitale Welt steht vor einem historischen Wendepunkt: Immer mehr Nutzer kehren Google den Rücken zu – und wenden sich künstlicher Intelligenz zu. Plattformen wie ChatGPT, Perplexity oder Gemini übernehmen Aufgaben, für die früher eine klassische Google-Suche notwendig war. Die Folge: Unternehmen fragen sich zunehmend, ob sich Suchmaschinenoptimierung (SEO) überhaupt noch lohnt – oder ob das Geld besser in KI-Strategien investiert wird.
Doch wer SEO heute abschreibt, denkt zu kurzfristig. „SEO ist keine Werbung, die verschwindet, sobald das Budget aufgebraucht ist“, sagt Andrius Triponas, SEO-Manager bei der Agentur APG Media. „Es ist eine Investition in die strukturelle Gesundheit eines Unternehmens im Netz.“ Denn ganz gleich, ob Kunden über Google, Bing, ChatGPT oder künftige KI-Systeme nach Informationen suchen – sie benötigen belastbare Quellen. Und diese Quellen kommen aus dem Web – aus Websites, die sauber aufgebaut, inhaltlich hochwertig und technisch gepflegt sind.
Auch Indrė Škensbergaitė Gedminė, Vertriebs- und Marketingleiterin des Onlinehändlers Hermitage, warnt vor vorschnellem Rückzug aus der SEO-Welt. „Heute nutzen immer noch 85–90 % der Menschen Google, wenn es um Informationen, Produkte oder Dienstleistungen geht. Es wäre töricht, diese Dominanz zu ignorieren.“ Mehr noch: Ihre Erfahrung zeigt, dass SEO nicht nur Besucher bringt, sondern auch das Engagement auf der Website selbst stärkt – ein entscheidender Faktor für Conversions.
Die neue Gefahr: Sichtbarkeit in KI-Systemen
Was sich allerdings ändert, ist die Art der Sichtbarkeit. Nutzer stellen zunehmend Fragen an KI-Systeme und erwarten direkte Antworten – ohne durch zehn Links klicken zu müssen. Wer dort nicht auftaucht, verliert. Triponas sieht darin jedoch keinen Widerspruch zu SEO: „KIs greifen weiterhin auf Web-Inhalte zu. Wer strukturierte Inhalte mit Mehrwert bietet, wird auch von der KI gefunden.“ Anders gesagt: Künstliche Intelligenz ersetzt nicht die Notwendigkeit guter Inhalte – sie verschärft sie.
Fake-SEO hat ausgedient
Was jedoch keine Zukunft hat, ist billiges SEO-Handwerk. „Wer auf Fake-Links, Keyword-Spamming und Content-Müll gesetzt hat, wird von Google und KI-Systemen gleichermaßen ignoriert oder sogar abgestraft“, warnt Triponas. Der Wildwuchs der Vergangenheit wird durch neue Technologien gnadenlos beschnitten.
Gleichzeitig bietet die KI neue Werkzeuge für das Marketing selbst. Škensbergaitė Gedminė sieht großes Potenzial in der Automatisierung von Aufgaben wie Marktforschung, Content-Ideen oder der Analyse von Nutzerverhalten. Doch sie betont auch: „KI ist ein Werkzeug, kein Ersatz für Strategie.“ Inhalte müssen nach wie vor an Marktbedingungen, Geschäftsziele und Markenidentität angepasst werden – was menschliche Expertise voraussetzt.
Der Wandel ist real – aber die Basis bleibt
Die Verlagerung von der klassischen Suche hin zu KI-gestützten Informationssystemen ist kein vorübergehender Trend – sie ist der Beginn einer neuen Ära. Doch wer glaubt, dass SEO in dieser Welt überflüssig wird, unterschätzt die fundamentale Rolle gut strukturierter, relevanter und auffindbarer Inhalte.
SEO ist keine Modeerscheinung. Es ist das Fundament jeder digitalen Präsenz – auch in der KI-Zukunft. Die Frage ist nicht: Wird SEO verschwinden? Die Frage ist: Werden Sie in der neuen Welt überhaupt noch sichtbar sein?