Finanzen

Wachstum in Export-Ländern geht weltweit zurück

Lesezeit: 2 min
16.05.2018 17:23
Exportrückgänge in den Handelsnationen Deutschland und Japan kündigen eine Abschwächung der Weltwirtschaft an.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die längste Wachstumsphase der japanischen Wirtschaft seit Jahrzehnten hat im ersten Quartal ein jähes Ende gefunden. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte aufs Jahr hochgerechnet um 0,6 Prozent - dreimal so stark wie von Ökonomen vorhergesagt. Zuvor war die nach den USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der Welt acht Quartale in Folge gewachsen. Eine so lange Erfolgsserie hatte es seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nicht mehr gegeben. Für ihr Ende sorgten schrumpfende Investitionen und Konsumausgaben, wie aus am Mittwoch veröffentlichten Regierungsdaten hervorgeht. Die Exporte konnten das nicht wettmachen, da sie deutlich schwächer zulegten als zuletzt.

Die Regierung rechnet ungeachtet des Rückschlags mit einer moderaten Konjunkturbelebung in diesem Jahr, da die Verbraucher wieder mehr ausgeben und die Unternehmen auch mehr investieren sollten. „Wir müssen jedoch die Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheit in Übersee und der Marktschwankungen berücksichtigen“, räumte Wirtschaftsminister Toshimitsu Motegi ein. Japan ist ähnlich wie die Exportnation Deutschland auf freie Märkte angewiesen, weshalb die „Amerika zuerst“-Politik von US-Präsident Donald Trump mit Sorge verfolgt wird.

Die Ausfuhren stiegen von Januar bis März nur noch um 0,6 Prozent, nachdem sie im Vorquartal um 2,2 Prozent zugelegt hatten. Grund dafür seien vor allem sinkende Lieferungen von Handyteilen und Fabrikausrüstungen, sagte ein Regierungsvertreter. Diese Teile gehen hauptsächlich nach China, wo sie für den Export benötigt werden. Dieses Geschäft ist jedoch gefährdet, sollte die Trump-Regierung weitere Zölle auf chinesische Exportprodukte verhängen. „Weltweit befanden sich IT-bezogene Produkte in einer Anpassungsphase, die Japans Exporte und die Fabrikproduktion belastet“, erklärte Yoshimasa Maruyama, Chefmarktökonom beim Finanzhaus SMBC Nikko Securities.

Die Daten aus Japan reihen sich in eine Reihe von Befunden ein, welche auf eine Abkühlung des Wachstums der Weltwirtschaft im laufenden Jahr hindeuten.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März nur noch um 0,3 Prozent zum Vorquartal zu - ein kleineres Plus gab es zuletzt vor drei Jahren. der Außenhandel büßte an Dynamik ein, weil sowohl die Exporte als auch die Importe im Vergleich zum Vorquartal rückläufig waren.

Im März wurden Waren im Wert von 116,1 Milliarden Euro exportiert und damit 1,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Im Februar hatte noch ein Plus von 2,4 Prozent und im Januar von 8,6 Prozent binnen Jahresfrist gestanden. Die Importe im März sanken zudem um 2,3 Prozent auf 90,9 Milliarden Euro. Vor allen der Handel mit Ländern außerhalb der Europäischen Union schwächelte.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) senkte seine Prognose für das Wachstum der Exporte in diesem Jahr. „Wir werden auf fünf Prozent runter gehen mit unserer Exportprognose“, sagte DIHK-Außenhandelschef Volker Treier. Zu Jahresbeginn war noch ein Plus von mehr als sechs Prozent vorausgesagt worden. Grund für die Rücknahme sei der zunehmende Protektionismus. „Hier braut sich schon auch ein Gewitter zusammen“, sagte Treier. „Das handelspolitische Umfeld ist deutlich schwieriger geworden.“

Die deutschen Exporteure sind auch wegen der Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump so skeptisch wie seit über einem Jahr nicht mehr. Das Barometer für die Exporterwartungen der Industrie fiel im April um 0,2 auf 15,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut vor einigen Tagen zu seiner monatlichen Umfrage unter 2.300 Unternehmen mitteilte. Das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge. „Bei den deutschen Exporteuren kehrt nach und nach Normalität ein“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

In den einzelnen Branchen unterscheidet sich die Entwicklung. „Die Unternehmen aus der Metallindustrie gehen von einem geringeren Exportwachstum aus“, sagte Fuest. „Hier spiegelt sich die aktuelle Zolldebatte wider.“ Nach einer sehr guten Entwicklung im Vormonat wurden die Aussichten in der Textil- und Bekleidungsbranche wieder deutlich weniger optimistisch beurteilt. Die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen hingegen gehen vermehrt von einem Anstieg ihres Auslandsgeschäfts aus.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Schicksalsentscheidung bei VW: Welche Standorte sind in Gefahr?
16.11.2024

Zum ersten Mal stehen VW-Werke in Deutschland vor dem Aus: Betriebsratschefin Daniela Cavallo spricht von mindestens drei potenziell...

DWN
Politik
Politik Wird König Charles zur britischen Trump(f)-Karte?
16.11.2024

Es gibt gute Gründe für London, die Rückkehr von Donald Trump zu fürchten: mögliche Handelszölle, Rache wegen alter Aussagen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krise bei Baywa: Traditionskonzern kämpft mit Milliardenverlusten
16.11.2024

Der für die Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung wichtige bayerische Mischkonzern Baywa steckt tief in der Krise. Die Verluste...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Bürokratiekosten Deutschland: Enorme Belastung für die Wirtschaft durch Überregulierung
16.11.2024

Die Bürokratiekosten in Deutschland belasten die Wirtschaft erheblich und hemmen das Wachstumspotenzial des Landes. Eine aktuelle Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Sichere Finanzen 2025 – jetzt die Weichen richtig stellen
16.11.2024

2025 ist nicht mehr weit. Bald ist Weihnachten, eine Zeit des Innehaltens und Reflektierens. Zeit für eine persönliche Bilanz und neue...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Steigende Existenzangst: Deutsche Unternehmen kämpfen ums Überleben
16.11.2024

Fast jedes vierzehnte Unternehmen sieht sich derzeit in seiner Existenz bedroht. 7,3 Prozent der befragten Betriebe äußerten sich in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz in der Medizin: Wie KI Praxen transformiert und Ärzte zu Unternehmern macht
16.11.2024

Immer mehr Ärzte erkennen, dass digitale Lösungen und KI nicht nur ihre Praxen effizienter gestalten, sondern auch die...

DWN
Politik
Politik Trump: Macht ohne Widerstand
16.11.2024

Donald Trump ist zurück – stärker als je zuvor. Nach seinem Wahlsieg sichern sich die Republikaner die Kontrolle über beide...