Politik

Russland schließt Handelsabkommen mit dem Iran

Die von Russland geführte Eurasische Wirtschaftsunion will den Handel mit dem Iran deutlich ausbauen.
17.05.2018 17:21
Lesezeit: 2 min

Nach der Verhängung neuer US-Finanz- und Handelssanktionen gegen den Iran will Russland seine Wirtschaftsbeziehungen mit der Islamischen Republik ausbauen. Die von Russland dominierte Eurasische Wirtschaftsunion schloss am Donnerstag in der kasachischen Hauptstadt Astana ein temporäres Handelsabkommen mit dem Iran, das die Zölle auf hunderte Güter senkt. Zudem wurden Verhandlungen aufgenommen, um binnen drei Jahren eine Freihandelszone zu schaffen.

Neben Russland gehören zur Eurasischen Wirtschaftsunion auch Armenien, Kasachstan, Kirgistan und Weißrussland. US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche verkündet, dass sich die USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran zurückziehen. Zugleich setzte Trump die im Zuge des Abkommens ausgesetzten US-Sanktionen wieder in Kraft. Diese richten sich auch gegen nicht-amerikanische Firmen, die Geschäfte mit dem Iran machen.

Die Sanktionen dürften insbesondere europäische Konzerne treffen, da diese mehrheitlich in den USA aktiv sind. Der dänische Schiffskonzern Maersk Tankers und der deutsche Versicherungskonzern Allianz haben bereits angekündigt, sich aus dem Iran zurückzuziehen. Auch der französische Energieriese Total will sein Geschäft einstellen, wenn die USA ihm nicht eine Ausnahme von den Sanktionen gewähren.

Russische Konzerne sind den US-Strafmaßnahmen dagegen weniger ausgesetzt, da viele ohnehin aufgrund der wegen der Eingliederung der Krim verhängten US-Sanktionen keine Geschäfte mit den Vereinigten Staaten haben. Auch chinesische Unternehmen dürften die Sanktionen weniger treffen. Schon heute sind viele Firmen der Volksrepublik mit Unterstützung der Regierung in Peking im Iran aktiv.

Der chinesische Außenamtssprecher Geng Shuang sagte am Donnerstag, China werde die "normale und transparente praktische Kooperation mit dem Iran" fortsetzen, solange sich das Land an seine internationalen Verpflichtungen halte. Die chinesische Regierung lehne grundsätzlich "unilaterale Sanktionen" und jeden Versuch ab, anderen Ländern ihre eigenen Gesetze aufzuzwingen, sagte der Sprecher.

So könnte der staatliche chinesische Ölkonzern CNPC nach Angaben der iranischen Regierung den französischen Energieriesen Total bei der Entwicklung eines Gasfelds ersetzen, sollte sich Total wegen der US-Sanktionen zurückziehen. "Wenn dies passiert, wird die chinesische Firma CNPC Total ersetzen", sagte Irans Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh am Donnerstag.

Total hatte im Juli 2017 mit der Entwicklung des Gasfelds South Pars 11 begonnen. Bisher hat der französische Konzern aber erst 47 Millionen Dollar (40 Millionen Euro) in das 4,8-Milliarden-Dollar-Projekt investiert, das der Förderung von Erdgas zum Verbrauch im Iran dient.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Frühere AfD-Chefin: Frauke Petry kündigt Gründung neuer Partei an - Alternative für die FDP?
11.05.2025

Die frühere Vorsitzende der AfD will vom kommenden Jahr an mit einer neuen Partei bei Wahlen antreten. Ziel der Partei soll sein, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands Zukunft? Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung
11.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...