Deutschland

Solarworld vor dem Aus: Insolvenzverwalter sieht keine Perspektive

Lesezeit: 1 min
14.07.2018 18:12
Der einstige Vorzeigebetrieb der sogenannten Energiewende wird höchstwahrscheinlich im September den Betrieb einstellen.
Solarworld vor dem Aus: Insolvenzverwalter sieht keine Perspektive

Bei Deutschlands letztem großen Solarzellen-Hersteller Solarworld könnten spätestens am 30. September endgültig die Lichter ausgehen. Wenn sich bis dahin nicht doch noch ein Investor findet, will Insolvenzverwalter Christoph Niering den Geschäftsbetrieb einstellen, berichtet die dpa.

Die Gläubigerversammlung habe diesen Entschluss Nierings bestätigt, teilte Solarworld am Donnerstag in Bonn mit. Der Insolvenzverwalter sehe keine Perspektive, die Solarworld Industries GmbH in ihrer bisherigen unternehmerischen Ausrichtung zu erhalten. Das Unternehmen beschäftigt den Angaben zufolge in Arnstadt (Thüringen), Freiberg (Sachsen) und Bonn (Nordrhein-Westfalen) rund 500 Mitarbeiter.

Das Unternehmen war im vergangenen Jahr aus der Insolvenz der Solarworld AG hervorgegangen. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten noch gut 3.000 Menschen in dem Unternehmen, das einst als Vorzeigebetrieb der deutschen Energiewende galt. Solarworld leidet unter anderem unter extrem niedrigen Preisen der chinesischen Konkurrenz für Solarmodule. Solarworld Industries hatte im März einen Insolvenzantrag gestellt.

Mit den Betriebsräten habe Niering einen Interessenausgleich und Sozialplan ausgehandelt. Die Mitarbeiter könnten zum 1. August in zwei Transfergesellschaften wechseln. Sie würden weiter qualifiziert und erhielten dann für sechs Monate eine finanzielle Unterstützung deutlich oberhalb des Arbeitslosengeldes.

Der Betriebsrat in Arnstadt und die IG Metall haben allerdings gefordert, den Interessenausgleich nachzuverhandeln. „Wir wissen, dass es keine Totalschließungen der drei Standorte geben wird, sondern dass in Freiberg (Sachsen) die Produktion weiter laufen, das Werk möglicherweise sogar verkauft werden soll“, hatte Kirsten Joachim Breuer von der IG Metall Erfurt am Mittwoch gesagt.

Niering kritisierte laut Mitteilung die Bundesregierung. Sie habe „allem Anschein nach die Forschung, Entwicklung und Produktion von Solarzellen in Deutschland aufgegeben“. Anders könne er sich die fehlende politische Reaktion auf die Insolvenz der letzten großen deutschen Entwicklers und Herstellers von Solarzellen nicht erklären.

 

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...