Politik

Russland erhöht Marktanteil auf Europas Gasmarkt

Der Marktanteil russischen Erdgases in Europa ist in den vergangenen Jahren gestiegen.
26.08.2018 00:47
Lesezeit: 2 min

Europa ist bei seinem Verbrauch von Erdgas von Lieferungen aus Russland angewiesen. Zwischen 2010 und 2014 ging die Nachfrage nach russischem Gas zurück - seitdem ist sie allerdings wieder gestiegen. Grund für den Boom ist ein Rückgang bei der europäischen Erdgasproduktion, insbesondere in den Niederlanden.

Davon profitiert hat vor allem der russische Gazprom-Konzern, welcher 17 Prozent der weltweiten Erdgasreserven kontrolliert. Das Unternehmen, das zu mehr als 50 Prozent vom russischen Staat kontrolliert wird, liefert rund 35 Prozent des gesamten Erdgases, das in Europa verbraucht wird.

Ungeachtet des erklärten Wunsches der EU-Kommission, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu verringern, ist dieser Anteil zuletzt noch gewachsen. 2016 und 207 stiegen die Gasexporte von Russland nach Europa weiter an - vor allem wegen der vergleichsweise kalten Wintermonate. Für das erste Quartal 2018 verkündete Gazprom einen weiteren Anstieg von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Nur etwa sieben Prozent des in Deutschland verwendeten Erdgases stammt aus inländischer Förderung. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen bezog Deutschland im Jahr 2015 rund 40 Prozent Erdgas aus Russland, 29 Prozent aus den Niederlanden und 21 Prozent aus Norwegen. 2017 lag der Importanteil aus Russland nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bei "rund" 40 Prozent.

Aktuell wird russisches Erdgas durch mehrere Pipelines nach Europa geleitet: Durch Nord Stream 1 gelangt es direkt nach Deutschland, zwei weitere leiten das Gas durch Weißrussland nach Polen. Vier weitere Pipelines führen durch die Ukraine; zudem gibt es Rohrleitungen von Russland in die Türkei sowie direkte Verbindungen nach Finnland und in die baltischen Staaten.

Gazprom setzt darauf, mit finanzieller Beteiligung europäischer Unternehmen seinen Marktanteil zu behaupten und Transitkosten durch die Ukraine zu minimieren. Dafür hofft der Konzern, bis Ende 2019 zwei neue Pipelines in Betrieb nehmen zu können: TurkStream, die unter Umgehung der Ukraine die Türkei und Europa mit russischem Erdgas versorgen soll, und Nord Stream 2.

Russlands Konkurrenten haben Mühe, an Boden zu gewinnen. Die USA - einer der weltweit größten Erdgasproduzenten, der zuletzt vor allem die Produktion von Schiefergas massiv angekurbelt hatte - tritt bei seiner Suche nach neuen Absatzmärkten bislang auf der Stelle. Der Grund: Die Verschiffung von verflüssigtem Erdgas gilt noch immer teurer als der Transport durch Pipelines.

Der britische Ölriese BP hat im Juli begonnen, Erdgas in Aserbaidschan zu fördern. Künftig soll Erdgas auch über einen „Südlichen Gas-Korridor“ nach Europa strömen - über Pipelines von Aserbaidschan in die Türkei und dann über Griechenland, Albanien und die Adria. Die Fertigstellung ist aber erst für 2020 geplant - und Experten gehen davon aus, dass damit nur rund zwei Prozent des europäischen Bedarfs gedeckt werden können.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...