Die beiden wichtigsten Schiffbau-Nationen, China und Südkorea, schotten ihre Märkte zunehmend ab. Das berichtet die Arbeitsgemeinschaft der Schiffbau-Zulieferer-Industrie im VDMA. Der Rückgang von Aufträgen aus China betrug 2017 16 Prozent, aus Südkorea waren zur gleichen Zeit 7,7 Prozent weniger Aufträge zu verzeichnen. „In Südkorea werden die Werften von der Regierung angehalten, möglichst Komponenten von heimischen Unternehmen zu verbauen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Alexander Nürnberg. Und weiter: „Diese Entwicklung, die es ähnlich auch in China gibt, sehen wir mit großer Sorge.“
Der Grund für den zunehmenden Protektionismus ist die sinkende Nachfrage nach neuen Schiffen. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends herrschte ein regelrechter Boom, vor allem nach Containerschiffen, aber auch nach Öl- und Gastankern. Dementsprechend bauten die ostasiatischen Länder ihre Kapazitäten aus. Der Boom ist jetzt vorbei. Daher verlegen sich viele chinesische und südkoreanische Werften aufgrund von Auftragsmangel auf die Fertigung von Schiffsteilen und -ausrüstung.
Für die deutschen Zulieferer geht mit dem Protektionismus ein weiteres Problem einher. „Wir betreuen unsere Komponenten und Systeme über den gesamten Lebenszyklus eines Schiffes hinweg“, so Nürnberg. Auch für diesen Geschäftsbereich seien die Abschottungs-Tendenzen „Gift“.
2017 ging der Gesamtumsatz der Branche um knapp 450 Millionen Euro von 11,05 Milliarden Euro auf 10,6 Milliarden Euro zurück. Das entspricht einem Minus von vier Prozent. Trotz des zu erwartenden weiteren Rückgangs von Aufträgen aus China und Südkorea sind die deutschen Zulieferer jedoch verhalten optimistisch. Eine Zunahme der Aufträge erwarten sie vor allem im Bereich der Behördenschiffe (unter anderem Zoll, Polizei, Küstenwache). Auch die deutsche Werftindustrie, die fast ausschließlich technisch anspruchsvolle Schiffe wie etwa Yachten, Forschungsschiffe und Kriegsschiffe fertigt, bleibt ein wichtiger Kunde. Keine großen Hoffnungen setzt die Branche dafür in Aufträge der Offshore-Energiewirtschaft. So lange die Ölpreise auf dem derzeitigen Niveau verharren, werden die Ölgesellschaften nicht in ihre Spezialflotten investieren.
Insgesamt beschäftigen die deutschen Schiffbau-Zulieferer rund 63.500 Mitarbeiter (zwei Prozent weniger als im Vorjahr).